Ein Stück vom Glück: Sechs neue Gesell*innen für den Elbe-Weser-Raum – Freisprechung der Schornsteinfeger-Innung Stade

Stade, Gaststätte Vier Linden, 30.08.2024. Flackerndes Kerzenlicht, eine Schatzkiste und die erwartungsvolle Stille von knapp 40 Gästen. Das ist keine Märchenstunde, sondern Tradition bei der Freisprechung der Schornsteinfeger in Stade. „Wir öffnen die Truhe als Zeichen für einen Moment des Fokussierens. Es wird nicht gegessen, getrunken oder geredet, denn dieser Moment, der gehört nur den neuen Gesellen und soll nicht gestört werden,“ beschreibt stellvertretender Obermeister Michael Plümer den Brauch mit einem Augenzwinkern. Nachdem die Kerzen rechts und links der Truhe entzündet wurden, konnte im Kerzenschein das „Ritual“ vollzogen werden. „Ein Stück Glück wird euch nun übergeben – Euer Gesellenbrief,“ schmunzelt Plümer und freut sich über die vielen und interessierten Gäste, die seiner Einladung gefolgt sind. Ein Abend, der nicht nur eine Reise in die Zukunft des Handwerks, sondern auch eine würdige Rückbesinnung auf alte Traditionen war.

www.schornsteinfeger-innung-stade.de

**Mit Zylinder und Zukunftsvisionen – Ein Handwerk zum Verlieben**

Unter den wachsamen Augen von Lehrlingswart Frank Burmester und dem stellvertretenden Obermeister Michael Plümer, der den abwesenden Obermeister Heinrich Brand vertrat, begann die Zeremonie mit der Öffnung einer alten Truhe – ein Symbol für den Anfang eines neuen Kapitels im Leben der Absolventen. „Das ist ein Tag, den Sie nie vergessen werden – den wollen wir auch unvergesslich machen“, verkündete Burmester mit einem Lächeln, das breiter nicht hätte sein können. 

„Der Schornsteinfegerberuf ist wie ein gutes altes Rezept: Einfach, bodenständig und doch voller überraschender Nuancen“, begann Plümer seine Rede. „Wir sorgen dafür, dass es den Menschen gut geht, dass sie in ihren vier Wänden sicher und warm bleiben können. Wir sind die unsichtbaren Helden des Alltags – und manchmal, ja manchmal, bringen wir auch ein bisschen Glück.“

**Zwischen Tradition und Moderne – Ein Handwerk im Wandel**

 

Die Freisprechung in der Gaststätte Vier Linden war jedoch nicht nur eine Rückschau auf die Erfolge der Ausbildung, sondern auch ein Ausblick auf die Zukunft des Handwerks. „Ihr habt jetzt alle Möglichkeiten, euch weiterzuentwickeln“, ermutigte Plümer die Absolventen. „Der Schornsteinfegerberuf ist im Wandel und verlangt nach innovativen Köpfen, die sowohl traditionelles Wissen als auch moderne Technologien kombinieren können.“ Denn eins ist klar: In Zeiten von Klimawandel und Energiewende stehen die Schornsteinfeger mehr denn je im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses. „Wir sind nicht nur die Saubermänner und -frauen für den Kamin, wir sind auch Experten für Energieeffizienz und Sicherheit“, so Plümer weiter. „Und das ist ein verdammt gutes Gefühl.“

Lehrlingswart Frank Burmester, der die Absolventen durch ihre Ausbildung begleitet hat, fasste die Bedeutung der Freisprechung mit bewegenden Worten zusammen: „Heute seid ihr Schornsteinfeger – morgen könnt ihr alles sein.“ Er betonte, dass der Beruf nicht nur eine solide Basis, sondern auch unzählige Möglichkeiten biete. „Ob Meistertitel, Betriebsgründung oder Weiterbildung – eure Zukunft liegt in euren Händen. Der Weg geht weiter, und jeder von euch hat gezeigt, dass er bereit ist, diesen Weg zu gehen.“

**Ein Handwerk, das Spuren hinterlässt**

Mit Zylinder auf dem Kopf und Gesellenbrief in der Tasche starten die jungen Handwerker nun in eine neue Ära ihres Berufslebens. „Ihr seid die Fachkräfte von morgen, und euch wird der rote Teppich ausgerollt“, so Frank Burmester optimistisch über die Zukunftsaussichten im Schornsteinfegerhandwerk. Denn die Welt des Handwerks dreht sich weiter, und mit ihr die jungen Gesellen, die nun bereit sind, ihre eigenen Geschichten zu schreiben – mit Ruß an den Händen und einem Lächeln auf den Lippen.

Für Frank Burmester ist es seine letzte Freisprechung als Lehrlingswart „Unser Vorstand verjüngt sich Stück für Stück und das ist großartig,“ jetzt seien andere Macher am Zug. Er bedankt sich für die jahrelang gute Zusammenarbeit bei Berufsschullehrer Klaus Langer  und übergibt ihm ein kleines Geschenk, dass „wir vielleicht gemeinsam probieren werden,“ scherzt Burmester.

 

Der Abend endete in ausgelassener Stimmung, bei der es nicht nur um die Vergangenheit und Gegenwart ging, sondern vor allem um die Zukunft. Denn eines ist sicher: Die Schornsteinfeger von morgen sind bereit, nicht nur die Dächer, sondern auch die Herzen ihrer Kunden zu erobern. Mit Mut, Herz und einer guten Portion Humor gehen sie ihren Weg – und lassen uns alle ein bisschen optimistischer in die Zukunft blicken.

 

**Von Praktikum zu Passion – Toms Weg ins Schornsteinfegerhandwerk**

Tom Niecznick, (20 Jahre alt, Cuxhaven,  Betrieb: Frank Burmester, Hemmoor) Entscheidung für das Schornsteinfegerhandwerk war in der 8. Schulklasse zu Beginn mehr von Pragmatismus, als von Passion gefügt: „Ich wollte keinen langen Anfahrtsweg zum Betrieb, der Schornsteinfeger war nah dran und es war der Onkel meine Schulfreundin,“ so kommt man zu seinem Glück. Aus Pragmatik wurde dann doch Leidenschaft: Ein weiteres Praktikum später war klar, das ist es!“ beschreibt Tom seinen Weg. Die Freiheit, die er in diesem Beruf spürte, das Arbeiten an der frischen Luft und vor allem der Kontakt zu den Menschen, all das sprach ihn an. „Ich wollte draußen sein, mit Leuten schnacken können,“ sagt er und beschreibt die Abwechslung, die sein Beruf mit sich bringt. Jeden Tag ist er in „15 bis 20 verschiedenen Häusern“ unterwegs und genießt die kurzen Gespräche und den Kaffee. „Das Menschliche ist einfach schön,“ schwärmt er, denn für Tom ist der direkte Kontakt zu den Menschen das, was seinen Beruf besonders macht.

Wenn er an die Zukunft denkt, hat Tom klare Vorstellungen: „Mit eigenem Bezirk und einem Mitarbeiter*in, das ist mein Ziel.“ Der Gedanke an die Selbstständigkeit treibt ihn an, und er ist fest entschlossen, diesen Traum zu verwirklichen. Denn eines ist für Tom klar: „Ich habe meinen Platz gefunden.“

**Von Theorie zu Tatkraft – Nicos Neuausrichtung ins Handwerk**

Nico Uhde (23, Arsendorf, Betrieb: Jörg Uhde, Mittelweg 16, 28832 Achim)  wollte sich nicht direkt in die Fußstapfen des Familienbetriebes führen lassen und suchte sich einen Weg daneben aus. „Nach der Schule entschied ich mich für eine Ausbildung als Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement.  Dabei querte der familiäre Weg immer wieder seinen Pfad „Natürlich habe ich zuhause viel von der Arbeit als Schornsteinfeger mitbekommen, es ist auch viel Büroarbeit.“ Nach seiner ersten Ausbildung war für ihn aber klar es muss noch weiter gehen. „Ofenbauer war auch eine Option, der Schornsteinfeger ist meiner Meinung nach deutlich gewerkeübergreifender und hatte dann doch die besseren Argumente.“

Nico fährt jetzt zweigleisig weiter, einerseits betritt er nun den Weg des Familienbetriebes und unterstützt dort mit seinem Fachwissen, andererseits geht er seinem kaufmännischen Herz nach und bleibt nebenbei im Ofenverkauf tätig. „Innovativ, kenntnisreich und gewerkeübergreifend“ – diese drei Worte fassen zusammen, was er an seinem neuen Berufsweg liebt. Es ist diese Mischung, die ihm das Gefühl gibt, endlich seinen Platz gefunden zu haben. „Ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe und füttere damit beide Herzen in meiner Brust – so kann Glück auch aussehen,“ findet Nico und freut sich auf die kommende Zeit.

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Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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