TZH Stade, Juni 2025 – Familiär, feierlich – und voller Emotionen: In festlichem Rahmen wurden am Montagabend neun junge Frauen und ein junger Mann feierlich aus ihrer Ausbildung im Friseurhandwerk freigesprochen. Zur Begrüßung richteten Heike Umlandt und Silvia Kirn, Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Prüfungsausschusses, das Wort an die Gäste – und machten direkt deutlich: Dies ist ein Abend für die Absolvent:innen. Für ihren Einsatz. Ihren Mut. Und ihren Erfolg. Ein besonderer Gruß galt der stellvertretenden Obermeisterin Heike Sommer, die nicht nur Glückwünsche überbrachte, sondern auch Mut machte: „Ihr habt Großartiges geleistet. Bleibt im Beruf, tragt ihn weiter – ihr werdet gebraucht!“
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„Friseure lernen von Friseuren“ – Die Worte der stellvertretenden Obermeisterin
Einen besonders persönlichen Moment steuerte Heike Sommer, stellvertretende Obermeisterin der Friseurinnung Cuxhaven – Land Hadeln – Stade, bei. In ihrer herzlichen Rede machte sie den frischgebackenen Gesell:innen Mut und sprach ihnen ihre Anerkennung aus. Sie freue sich sehr, an diesem besonderen Abend dabei zu sein – und betonte, wie stolz die Innung auf ihren Nachwuchs sei. „Was ihr in der Prüfung gezeigt habt, war richtig stark – und das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte sie.
Besonders hob sie hervor, wie vielseitig und anspruchsvoll der Beruf heute sei: „Wer heute Friseur:in ist, braucht nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch Einfühlungsvermögen, Kreativität und Wissen. Haut, Haare, Typberatung – das alles gehört heute dazu. Das ist nicht einfach – aber ihr habt das geschafft.“
Sie erinnerte an den Gemeinschaftssinn im Handwerk und rief dazu auf, die Begeisterung für den Beruf weiterzutragen: „Friseure lernen von Friseuren – und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir füreinander da sind. Bleibt im Beruf, entwickelt euch weiter und erzählt anderen, wie schön dieser Weg sein kann. Ihr werdet gebraucht.“ Mit einem Lächeln und spürbarer Wärme wünschte sie den Absolvent:innen für ihren weiteren Weg viel Erfolg, Leidenschaft – und vor allem Freude an dem, was sie tun.
Zwischen Humor und Tiefgang: Die Festrede
JOBELMANN-Schulleiter Dieter Janzen verstand es das Publikum mitzureißen. Mal augenzwinkernd, mal ernst, mal poetisch. Er sprach von Glück, vom Wert der beruflichen Bildung und der Verantwortung, die Handwerk trägt. „Friseur:innen schneiden nicht nur Haare – sie gestalten Träume, geben Menschen Selbstvertrauen, sind Seelsorger:innen, Trendberater:innen und Künstler:innen zugleich.“ Janzen teilte acht Gedanken, die für das Glück im Leben wichtig seien: Freundschaft, Gesundheit, Dankbarkeit, Ziele, Hilfsbereitschaft, Perspektive, Erlebnisse – und das Vertrauen in sich selbst. „Heute ist nicht das Ende eurer Ausbildung – heute beginnt euer eigener Weg zum Glück.“
Persönlich, nah und voller Herz. Dass dieser Ausbildungsweg intensiv war, wurde spätestens dann spürbar, als die Lehrkräfte der JOBELMANN- Schule BBS 1 auf die Bühne kamen. Angelika Koch, Silke Jepsen und Sylvia Kirn blickten auf drei besondere Jahre zurück – mit all ihren Höhen und Tiefen. Prüfungsstress, Online-Unterricht, Klassendynamiken und persönliche Entwicklungen prägten die gemeinsame Zeit. „Ich bin sehr stolz auf euch,“ so Koch. Silke Jespen überreichte jedem Absolventen ein farbiges brasilianisches Glücksband – jede Farbe stand für einen persönlichen Wunsch. „Tragt es so lange, bis es von selbst abfällt. Dann gehen – so der Brauch – die Wünsche in Erfüllung.“ Jede Farbe stand für etwas Persönliches – von Mut über Gesundheit bis Freundschaft. „Ich habe mir für jede von euch eine Farbe ausgesucht – zehn unterschiedliche, für zehn unterschiedliche Charaktere.“ Drei Begriffe hatte sie sich noch für ihre Rede notiert: Leichtigkeit, Resilienz und Menschlichkeit. Leichtigkeit, weil sie die fröhliche Art der Klasse im Umgang mit manchmal schwierigen Themen geschätzt habe. Resilienz, weil viele Schüler*innen gelernt hätten, auch mit Rückschlägen umzugehen – „hinfallen, wieder aufstehen, weitermachen“. Und als wäre das nicht schon besonders genug, kam es zu einem weiteren Highlight: Um den Kopf freizubekommen animierte ihre Klassenlehrerin Kirn ihre Schüler*innen regelmäßig zum kurzen Zumba tanzen. Auch die Schüler*innen stiegen bald darauf als „Vortänzer“ mit ein. Am Abend der Freisprechung zog sich Kirn kurzerhand ihr „Instructor“ Shirt über und bewegte die gesammelte „Mannschaft“ inklusiv der Gäste zum kurzen tänzerischen Stelldichein ein. Die Aula stand Kopf – im besten Sinne. Als Erinnerung an das fröhliche Tanzen und die Berufsschulzeit übergab Sylvia Kirn ihren Ex Schüler*innen ein kleines buntes Armband. Mit frei getanztem Kopf ging es nun weiter im Ablauf.
Dank von der Klassensprecherin
Spontan ergriff auch die Klassensprecherin Marie-Luise Poppe das Wort. Sie bedankte sich im Namen der Klasse bei den Menschen, die in den letzten Monaten und Jahren eine wichtige Rolle gespielt hatten: „Vor allem unseren Eltern, Partnern – oder auch unseren Modellen. Je nachdem, wer heute so alles mitgekommen ist.“
Sie sprach offen aus, was viele im Raum wohl ähnlich empfanden: „Die letzten Monate waren sehr anstrengend. Danke für eure Geduld mit uns.“ Mit einem Lächeln ergänzte sie: „Ich glaube, es war nicht immer ganz leicht, unsere Launen auszuhalten.“
Besonders herzlich fiel der Dank an Frau Kirn aus – für ihre Unterstützung und Geduld in der Prüfungsphase. „Danke, dass wir Sie immer mit Fragen löchern durften – was wir ja auch regelmäßig gemacht haben.“ Damit brachte die Klassensprecherin den Teamgeist der Gruppe auf den Punkt: eine Klasse, die zusammengewachsen ist – und in der viele nicht nur Mitschülerinnen, sondern auch Freundinnen geworden sind.
Beeindruckende Leistungen – auch jenseits des Handwerks
Mehrere Absolvent:innen meisterten die Ausbildung unter besonderen Umständen: Eine junge Mutter von drei Kindern schloss die Gesellenprüfung mit Erfolg ab. Drei Auszubildende erreichten nebenbei ihren Sekundarabschluss 1 – Realschulabschluss, eine sogar den erweiterten Abschluss.
„Ihr habt in diesen drei Jahren nicht nur gelernt, Haare zu schneiden. Ihr habt euch entwickelt – menschlich, fachlich und persönlich. Und darauf könnt ihr stolz sein“, betonte Silvia Kirn.
Ein besonderer Moment der Feier war die persönliche Rede von Andreas Patzak, selbst Mitglied im Prüfungsausschuss und seit 17 Jahren im Beruf. Bevor er die Absolvent*innen offiziell freisprach, nahm er sich Zeit für sehr persönliche Worte – und gab einen ehrlichen Einblick in seinen eigenen beruflichen Weg. „Ich weiß genau, wie sich das anfühlt, wenn man die Nachricht bekommt: Du hast es geschafft“, sagte er – und beschrieb die Mischung aus Erleichterung, Stolz und dem großen Fragezeichen: Und jetzt? Doch für ihn war damals schnell klar: „Stehen bleiben ist keine Option.“ Er habe sich kontinuierlich weitergebildet, regelmäßig Seminare besucht und sich zum staatlich geprüften Coloristen weiterqualifiziert. Inzwischen ist er nicht nur fester Bestandteil eines eingespielten Salonteams (Umland Friseure Drochtersen), sondern auch verantwortlich für Ausbildung und Fachwissen – „ein Umfeld, das fast familiäre Züge hat“.
Seit einigen Jahren ist Patzak nun auch im Prüfungsausschuss aktiv – eine Aufgabe, die ihn mit Stolz erfüllt. „Unser Handwerk ist lebendig, kreativ und unglaublich vielfältig. Ihr habt so viele Möglichkeiten – nutzt sie!“ Seine Botschaft an die Absolvent*innen war klar und ermutigend: „Euer heutiger Erfolg ist nicht das Ziel, sondern der Anfang eures eigenen Weges.“ Natürlich werde es Momente des Zweifelns geben, „aber ihr werdet daran wachsen“. Mit jedem Kunden, mit jeder Herausforderung, mit jedem neuen Schritt.
Am Ende der Rede folgte der feierliche Moment: „Hiermit spreche ich euch frei und hebe euch in den Gesellenstand des Friseurhandwerks. Ich wünsche euch alles Gute.“
Feierlicher Abschluss
Mit der offiziellen Freisprechung wurden die neuen Gesell:innen symbolisch in den Berufsstand aufgenommen. Ein letzter Händedruck auf der Bühne, ein herzliches „Herzlichen Glückwunsch“, ein gemeinsames Gruppenfoto – und ein lauer Sommerabend, der mit Umarmungen, Tränen und Stolz zu Ende ging.
Drei Wege, ein Ziel: Mit Herz und Können Friseur:in sein
Innungsbeste 2025: Maxima Bönsch (19, Stade-Bützfleth, Ausbildungsbetrieb Friseur Umland Drochtersen) wusste früh, dass sie in den Friseurberuf gehört. „Ich habe meinen Barbies früher mit Tusche die Haare gefärbt. Meine Mutter hat gesagt: „Mach, aber du bekommst keine neue,“ sagt sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. Was damals als Spiel begann, wurde zur Berufung. „Ich war auf keiner anderen Praktikumsstelle als im Salon – ich wusste einfach, dass das mein Weg ist.“ In ihrer Ausbildung fand sie genau das, was sie suchte: Nähe zu Menschen, Kreativität, Sinn. „Ich liebe es, Menschen glücklich zu machen. Viele kommen gestresst zu mir. Und ich gebe mein Bestes, dass sie nach einer Stunde mit einem Lächeln wieder rausgehen – und sich selbst ein bisschen lieber haben.“ Maxima brennt für Farbe: „Ich liebe individuelle Farbtechniken. Ich will mich unbedingt in dem Bereich weiterbilden – da geht mein Herz auf.“ Ihr Ausbildungsbetrieb sei für sie wie eine zweite Familie geworden: „Ich bleibe dort – das war für mich nie eine Frage.“ Wenn sie in die Zukunft blickt, sieht sie sich mit ihrem Freund, einem Hund, einem Haus – und im gleichen Salon. „Weil ich da Menschen habe, die an mich glauben.“
Kerim Cesim Güven (20 Jahre alt und kommt aus Neu Wulmstorf, Ausbildungsbetrieb Cut & Go Buxtehude) stand vor der Ausbildung an einem Wendepunkt. „Ich habe die zehnte Klasse noch mal wiederholt – ich war mir nicht sicher, was ich machen will.“ Dann das Praktikum im Salon seines Vaters – eigentlich nur als Versuch. „Am Anfang war ich skeptisch. Friseur – das ist ja nicht unbedingt der Beruf, den Jungs sich so vorstellen. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt: Das passt.“ Heute steht für ihn fest: „Ich bleibe erstmal in meinem Ausbildungsbetrieb, möchte mich auf Herrenhaarschnitte spezialisieren. Da fühle ich mich wohl.“ Und vielleicht, so sagt er, übernimmt er eines Tages das Geschäft seines Vaters: „Ich sehe, wie viel er richtig macht – das inspiriert mich. Ich würde gern in seine Fußstapfen treten.“ In 15 Jahren? „Da will ich gelernt haben, wie man mit Menschen umgeht. Vielleicht schon in der Chefrolle. Aber auf jeden Fall will ich den Beruf immer noch mit Freude machen.“
Agnesa Bibaj (21) aus Stade. Ausbildungsbetrieb Alexandra Greinert Stade. Vor sechs Jahren kommt Agnesa aus dem Kosovo nach Deutschland. Im Gepäck? Bereits der Wunsch Friseurin zu werden. „Ich habe den Beruf eigentlich schon als Kind geliebt, aber ich brauchte einen zweiten Anlauf, um mir zuzutrauen, ihn wirklich zu lernen,“ denn im Kosovo, wie auch hier in Deutschland, fand ihr Berufswunsch oft keinen positiven Anklang. „Das hat mich gewundert und verunsichert, aber mein Gefühl, dass es das Richtige für mich ist, war am Ende stärker.“ Ihre Entscheidung bereut sie keinen einzigen Tag, denn aus einem Beruf ist ihre Berufung geworden. „Es ist einzigartig, wie viel Vertrauen Menschen dir geben. Sie setzen sich hin – und du darfst sie verändern. Ich liebe es, wenn jemand nach dem Friseurbesuch glücklicher ist als vorher.“ Besonders begeistert sie sich für Haarverlängerung und individuelle Farbtechniken: „Da kann ich kreativ sein – das ist meins.“ In sechs Jahren lernte sie fließend Deutsch, bestand ihre Ausbildung – und will jetzt weiter. „Ich will besser werden, mich weiterbilden, vielleicht auch irgendwann ausbilden. Ich bin hier angekommen – und ich bin stolz darauf.“











