20.06.2025. Freisprechung der Raumausstatter*innen der Raumausstatter- und Sattler – Innung Niedersachsen Nord-Ost in der BBS Kivinan Schule Zeven. 11 Raumausstatter*innen und eine Polster- und Dekorationsnäherin freigesprochen.
Foto: Die 11 Absolvent*innen halten stolz ihren Gesellenbrief in den Händen. (Eine Nachlernerin fehlt auf dem Foto)
Am Tag der Freisprechung war die Stimmung voller Spannung und Vorfreude: Elf Absolvent*innen der Raumausstatter- und Sattler – Innung Niedersachsen Nord-Ost trafen sich in der BBS Kivinan Schule in Zeven, um offiziell ihre Gesellenbriefe entgegenzunehmen – und erst an diesem Tag erfuhren sie, ob sie ihre Gesellenprüfung bestanden hatten. Ein Moment, der für alle Beteiligten eine besondere Bedeutung hatte.
Die Gesellenprüfung setzt sich aus Theorie und Praxis zusammen. Neben dem fachlichen Wissen mussten die Prüflinge in der praktischen Prüfung eine eigene Kabine gestalten – ein richtiges kleines Projekt, das alle wichtigen Elemente des Berufs vereint. Dabei geht es nicht nur darum, Handwerk und Gestaltung zu verbinden, sondern auch um die Auswahl passender Materialien, den gezielten Einsatz von Farben, Lichtgestaltung, das Verarbeiten von Böden, Wänden und Fenstern sowie das Anfertigen von Polsterarbeiten und Dekorationen. Ziel war es, eine funktionale, kreative und ansprechende Raumgestaltung umzusetzen, die zeigt, wie vielseitig und anspruchsvoll der Beruf des Raumausstatters ist.
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Obermeister Frank Heinze eröffnete die Veranstaltung mit anerkennenden Worten: „Der Beruf des Raumausstatters verbindet Handwerk und Gestaltung, Kreativität mit Präzision, Tradition mit Innovation. Ihr schafft Räume, in denen Menschen leben, arbeiten und sich wohlfühlen – Räume, die Geschichten erzählen, Atmosphäre schaffen und Geborgenheit schenken.
Anschließend richtete Lehrlingswart und Prüfungsausschussvorsitzender Mirko Witkowski das Wort an die Absolvent*innen und überreichte die wohlverdienten Gesellenbriefe: „Ihr habt in den letzten Jahren viel gelernt – über Materialien, Farben, Licht und Wirkung, den Umgang mit Kunden und Kundinnen. Ihr habt euch durch Berufsschule, Werkstatt und Baustellen gekämpft, Entwürfe erstellt, korrigiert, Maß genommen, geschwitzt und nie aufgegeben. Das ist eine echte Leistung, auf die ihr stolz sein könnt.“
Er betonte auch die wichtige Rolle der Prüfer*innen, die mit ihrem Fachwissen und ihrer Geduld die Prüfungen begleitet und fair bewertet haben. „Ihr habt nicht nur geprüft, sondern auch unterstützt und motiviert. Dafür ein großes Dankeschön im Namen aller.“ Witkowski mahnte die neuen Gesell*innen, dass mit der Freisprechung zwar die Ausbildung endet, aber der Lernprozess niemals aufhört: „Vielleicht stehen manche von euch heute noch vor der Frage, wie es weitergeht – bleibt ihr im Betrieb, bildet euch weiter, strebt den Meister an oder gründet vielleicht eines Tages euren eigenen Betrieb? Bleibt neugierig, mutig und leidenschaftlich!“
Zum Schluss ermutigte er die neuen Fachkräfte, die Tradition und Werte des Handwerks hochzuhalten, ihr Wissen einzubringen und mit ihren individuellen Ideen und Fähigkeiten die Zukunft des Berufs mitzugestalten.
Die Raumausstatter- und Sattler – Innung Niedersachsen Nord-Ost gratuliert allen Absolvent*innen herzlich und freut sich darauf, mit euch gemeinsam die Zukunft des Handwerks zu gestalten.
Absolvent*innen im Gespräch
„Ich wollte was Kreatives – aber mit den Händen!“ Feylina Karsten (22) aus Buxtehude, Ausbildungsbetrieb, Scholz Raumgestaltung GmbH Stade
Nach dem Abitur war für Feylina schnell klar: Ein klassisches Studium kommt für sie nicht infrage. „Ich wollte etwas machen, wo man sieht, was man geschafft hat. Etwas Gestalterisches – aber eben nicht nur theoretisch.“
Über eine Internetrecherche stieß sie auf den Beruf der Raumausstatterin. Der erste Eindruck? Volltreffer. Vor Beginn der Ausbildung schnupperte sie eine Woche lang in ihren jetzigen Betrieb hinein – und war sofort begeistert: „Ich hatte vorher null Vorerfahrung mit Nähen oder Polstern, aber es hat mir direkt Spaß gemacht.“ Heute liebt Feylina die Abwechslung im Job – besonders gerne ist sie im Außendienst unterwegs, montiert Sicht- und Sonnenschutz und bringt mit Stoffen und Farben echte Wohnqualität in die Räume. „Ich mag, dass es kreativ ist, aber trotzdem ein echtes Handwerk.“ Im Betrieb fühlt sie sich rundum wohl – sowohl fachlich als auch im Team. Kein Wunder also, dass Feylina nach der Freisprechung erstmal bleibt: „Ich freue mich darauf, noch viel dazuzulernen – und auf das, was noch kommt.“
„Ich wollte erst Innenarchitektur studieren – dann hab ich das Handwerk entdeckt.“
Timo Hogrefe aus Wanna (22 Jahre alt), Ausbildungsbetrieb Ernst Wohltmann und Sohn, Inneneinrichtung, Inh. Schäfer / Dombrowski OHG, Cuxhaven
Timo wusste schon lange, dass ihn das Einrichten und Gestalten von Räumen begeistert. Der ursprüngliche Plan war ein Studium der Innenarchitektur – aber dann hat er sich bewusst für eine praktische Ausbildung entschieden. „Ich wollte nicht gleich studieren. Ich wollte erstmal etwas Sicheres machen, was mir Spaß bringt – mit echten Ergebnissen.“ Quasi im Vorbeigehen entdeckte er den Betrieb, in dem er heute arbeitet – der Einstieg war ein echter Glücksgriff. Besonders fasziniert hat ihn in der Ausbildung das Polstern – eine Leidenschaft, die sich erst mit der Zeit entwickelt hat. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das so liebe. Aber das ist wirklich mein Ding.“
Auch privat war handwerkliches Arbeiten für Timo nie fremd: Schon früh hat er mit seinem Vater an Autos geschraubt. Heute schätzt er die Mischung aus Kreativität, Tradition und körperlicher Arbeit. Und wenn er mal die freie Wahl hätte? „Dann würde ich Polstern und dabei zusehen, wie aus vielen Teilen Schritt für Schritt ein Ganzes entsteht.“
„Ich wollte was mit Kreativität und Handwerk – und hab genau das gefunden.“
Noemi Glenc (19) aus Stade, Ausbildungsbetrieb Scholz Raumgestaltung GmbH Stade
Für Noemi war schon während der Schulzeit klar: Ein Job, bei dem sie den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitzt, ist nichts für sie. „Ich wollte kreativ arbeiten, gestalten – aber trotzdem etwas mit Hand und Herz.“ Ihr Schulpraktikum führte sie in einen Raumausstatterbetrieb – dort war auch ihr Onkel tätig. Der Funke sprang direkt über: „Ich habe gemerkt, wie viel Spaß es macht, Räume zu verändern und Menschen dabei zu helfen, sich wohler zu fühlen.“
Nach dem Realschulabschluss startete sie direkt in die Ausbildung – und fand schnell ihre Stärken im Team: „Ich finde es toll, dass man sich gegenseitig helfen kann, wenn man mal nicht weiterkommt. Oft bringt ein anderer Blickwinkel genau die Lösung.“ Noemi plant jetzt, ihre Fachhochschulreife im Bereich Gestaltung nachzuholen – und im Anschluss ein Studium im Interior Design zu beginnen. „Die Ausbildung war die perfekte Grundlage. Jetzt weiß ich, wie die Praxis funktioniert – und kann darauf aufbauen.“
„Ich habe in meinem Heimatland Design studiert – und hier das Handwerk dazu gefunden.“
Syamadhara Liz Ramirez Carrillo – Polster- und Dekorationsnäherin (31) aus Lüneburg, Ausbildungsbetrieb Baumeister Programm KG, Lüneburg
Syamadhara kam vor fast vier Jahren aus dem Ausland nach Deutschland – und fand schnell ihren Weg in die Gestaltung. Nach einem ersten Einblick in den Arbeitsalltag bei der Firma Baumeister war für sie klar: Sie will hierbleiben, lernen, mitgestalten. „In meinem Heimatland habe ich Ambiente Design studiert. Das Handwerk war neu für mich – aber es hat mich total begeistert.“ Die Ausbildung zur Polster- und Dekorationsnäherin war für sie die perfekte Verbindung von Theorie und Praxis. Syamadhara beschreibt ihren Beruf als farbenfroh, kreativ und voller Möglichkeiten – genau wie ihren Alltag: „Ich mag es, wenn jeder Tag anders ist. Mal im Atelier, mal beim Kunden – man bringt Leben in die Räume.“ Auch in ihrer Freizeit lebt Syamadhara ihre kreative Seite aus: Sie spielt Ukulele, malt und zeichnet digital auf dem iPad und geht leidenschaftlich gern auf Konzerte. Beruflich bleibt sie ihrem Betrieb treu – und will hier in Zukunft noch vieles bewegen.