Vermessen, verlegen, verfugen. Maßgenaue Gesellenprüfung abgelegt.  Acht neue Fliesen-, Platten- und Mosaikleger freigesprochen.

Zur Freisprechung haben es sieben, der diesjährigen Absolventen geschafft, um freudig ihren Gesellenbrief in Empfang zu nehmen.

29.07.2022, Eichenhof Helmste. Diesen Termin ließen sich die jungen Azubis nicht entgehen. Die Innung lud zur kleinen Freisprechungsfeier in den Wintergarten des Eichenhof Helmste ein und feierte ihre neuen Junggesellen.

Prüfungsausschussvorsitzender und Fliesenlegermeister Marco Wiebusch begrüßte die Gäste und übergab mit Obermeister Erik Behrendt die begehrten Gesellenbriefe. “Machen wir uns nichts vor – wir brauchen jeden von Ihnen und noch viel mehr!”, so der Obermeister. Er macht auch schnell klar: “Machen Sie Werbung für Ihren Beruf, zeigen Sie stolz, was es heißt, unser Handwerk auszuüben“, dazu bedürfe es Genauigkeit, gute Planungs- und Vorbereitungs-Mentalität, mathematisches und logisches Denken und ein Gespür für Themen, Trends und den Geschmack des Kunden. “Mit Ihren Arbeiten muss der Kunde tagtäglich Leben, das ist einerseits eine Herausforderung, andererseits ist es doch ein schöner Arbeitsalltag, sich mit zumeist glücklichen Kunden zu umgeben”, so Wiebusch.

Feuer und Flamme für seinen Beruf ist nicht zur Obermeister Behrendt. Auch die drei Absolventen im Porträt können ihrem Gewerk nichts Langweiliges abgewinnen: “Natürlich ist Wände abschleifen nicht meine Lieblingsbeschäftigung, es gehört aber dazu und wenn man einem Raum ein ganz neues Leben einhauchen kann, ist das schon was ganz besonderes,” erzählt Felix Baack von seinem Beruf. Jannes Koppelmann hingegen ist stolz, am Abend zu sehen, was man geschafft hat: “Wenn der Plan aufgeht, ist das schon immer ein sehr schönes Gefühl”. Mojib Rahman Quraishi freut sich täglich auf „Neues“, denn kein Auftrag ist wie der andere, keine Wand und kein Boden. Kein Tag gleicht dem anderen,” das schätzt er am meisten. 

Mit knapp 30 Gästen wurde nach der feierlichen Übergabe diniert und auf den Erfolg angestoßen. “Bleiben Sie jetzt bloß nicht stehen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Auch Ihr Gewerk wird sich die nächsten Jahre mit Fachkräftemangel, Materialknappheit, Inflation, Energiekrise und Klimawandel weiter beschäftigen müssen. Bleiben Sie am Ball” fordert der Obermeister und motiviert die Junggesellen, bei Zeiten Weiterbildungen ins Auge zu fassen, denn: “Beim Gesellen muss nicht Schluss sein – wer möchte, dem stehen mit diesem Gesellenbrief nun viele Türen offen“.

Obermeister Behrendt und Gesellenprüfungsausschussvorsitzende Marco Wiebusch übergibt mit seinen Prüfungskollegen die Gesellenbriefe und Zeugnisse, sowie zahlreiche Glückwünsche.

Fliesenleger sein, bedeutet jeden Tag etwas Neuem zu begegnen.

Felix Baack, 19 Jahre alt, aus Bremervörde lernte im Innungsfachbetrieb Fliesen-Weber GmbH.

 

Felix hatte neben seinem Vater als Elektromeister noch ein weiteres Vorbild. Sein Nachbar ist Fliesenleger, der hat ihn öfters mitgenommen, als er noch jünger war. „Darüber bin ich ins Handwerk gerutscht – dann habe ich ein Praktikum gemacht und so ging es dann nach meinem Realschulabschluss in die Ausbildung.“

 

Wenn Felix sich einen Arbeitstag malen könnte, wüsste er gar nicht, was er machen wollen würde, denn „Es bringt alles Spaß, am meisten aber, wenn man das Resultat am Ende sieht.“ Er findet seinen Beruf besonders abwechslungsreich,  man kann viel lernen kann. Nun arbeitet er als Geselle in seinem Ausbildungsbetrieb weiter.

Wenn der Apfel direkt neben dem Stamm landet, ist die nächste Generation nicht weit.

Jannes Koppelmann, 19 Jahre jung aus Burweg-Blumenthal, Ausbildung bei Innungsfachbetrieb Mario Jirka Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister, Düdenbüttel.

 

Nach seinem Realschulabschluss startete Jannes direkt in seine Ausbildung: „Über den väterlichen Fliesenleger-Betrieb bin ich schon von klein auf immer mit gewesen – es macht einfach Spaß.“ Er selbst schätzt die Abwechslung in seinem Beruf. „Kein Auftrag ist wie der andere, und es ist einfach schön zu sehen, was man geschafft hat,“ resümiert Jannes. Wenn die Kunden dann noch zufrieden sind. „Ist es am allerschönsten.“ Genauigkeit, mathematisches Verständnis und Geduld sollten zukünftige Fliesenleger mitbringen, um genauso viel Freude an dem Beruf zu haben, wie Jannes. Nun wartet für Jannes der väterliche Betrieb, in dem beide nun Seite an Seite ihr Handwerk ausüben.

Die Zukunft beginnt jetzt: Von Afghanistan zum Gesellen zum Bauzeichner.

Mojib Rahman Quraishi, 32 Jahre alt, lebt mit seinen 3 Töchtern (1, 9 und 11 Jahre alt) und seiner Ehefrau in Hemmor. Mojib ist 2015 aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Deutsch hat er, neben Deutschkursen, im Internet und zuhause anhand von Zeitungen und Büchern gelernt. In seinem Heimatland hat er bereits in viele verschiedenen Handwerksberufen gearbeitet: „Als Maurer, Elektriker, Gärtner und auch Fliesenleger habe ich in Afghanistan gearbeitet – es ist aber nicht wie hier in Deutschland, dass man dazu eine Ausbildung machen muss – man lernt am Bau und von den Kollegen.“ Mojib schätzt die deutsche Ausbildung aber sehr: „Die Theorie ist für Ausländer nicht ganz leicht wegen der Sprache, aber man lernt so viel über die Arbeit und versteht genau, was man da macht.“ Sein Weg in den Beruf war unkompliziert: „Ich habe eine Bewerbung geschrieben und wurde sofort angenommen und dann ging es auch schon los.“

 

Seine Familie ist angekommen in Deutschland: „Mein Vater war im Bauhandwerk, mein Bruder ist Elektriker, der andere Bauzeichner und noch ein weiterer Bruder ist jetzt in der Altenpflege.“ Für Mojib ist jetzt noch nicht Schluss: „ich möchte meinen Bauzeichner machen an der BBS in Cadenberge.“

Sieben, der acht Absolventen 2022 stellen sich bereit zum Foto. Eingerahmt durch den Berufsschullehrer, Teile des Prüfungsausschusses, Mitglieder des Innungs-Vorstandes und Obermeister Erik Behrendt (rechts).
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Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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