9 neue Friseurgesell*innen für die Stader Haarkultur

Die 9 neuen Friseurgesell*innen eingerahmt durch Berufsschullehrerinnen und Teilen des Prüfungsausschusses.  Prüfungsausschussvorsitzenden Heike Umlandt (rechts), Angelika Koch (vorne, 2 v.r), Gesellenbeisitzer Andreas Patzak (hinten 2. v.r.), Berufsschullehrerinnen Silke Jepsen (links), Sylvia Kirn (2 v.l.).

Technologiezentrum des Handwerks Stade, 3. Juli 2023. Sie schneiden, sie färben, sie kreieren, sie beraten, sie sind sehr gute Zuhörer – und ganz nebenbei zaubern sie den Kunden ein Lächeln aufs Gesicht. Nun hat der Landkreis Stade neun neue Haar-Verzauberer in seinen Reihen. Die Friseur-Innung Stade feierte mit Absolvent*innen, Eltern, Freunden, Lehrerinnen der JOBELMANN-SCHULE BBS1 Stade und dem Prüfungsausschuss den Erfolg der neuen Junghandwerker*innen. Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade ließ sich angesichts dieser Leistung nicht lange bitten und hielt eine eindringliche Festansprache: „Heute scheint es so, als gäbe es viel Negatives auf der Welt und um Sie herum – in der Realität ist dies oftmals gar nicht der Fall – lassen Sie sich nicht von den Medien leiten und besinnen Sie sich auf die vielen guten Dinge, die passieren,“ erklärt Matthias Steffen. Eine der Absolventinnen konnte heute besonders viel Gutes für sich verbuchen. Janina Johnke wurde mit dem Titel der Jahrgangsbesten beschenkt. „Ich liebe diesen Beruf, jetzt mache ich allerdings kurz eine Pause und dann bin ich offen für Neues.“ Dafür sei sie noch auf der Suche nach einem neuen Wirkungskreis: „Mal sehen, wohin mich meine Reise jetzt bringt,“ sagt sie hoffnungsvoll.

Doppelte Ausbildung – doppeltes Glück. Ali Ali kam als Barbier und ist jetzt Friseur für alle.

2015 kam Ali aus Syrien nach Deutschland. Als bereits ausgebildeter und praktizierender Barbier (Friseur mit männlicher Kundschaft), startete er in Deutschland neu: „Meine erste Ausbildung wurde hier leider nicht anerkannt, dann habe ich die Entscheidung getroffen, nochmal von vorne anzufangen.“ So ganz von vorne war es bei Ali dann aber doch nicht: „Natürlich kam mir meine lange Erfahrung zugute,“ doch Ali musste sich in Sachen Theorie und Sprache richtig reinknien, um jetzt mit dem Gesellenbrief belohnt zu werden: „Ich habe immer mein Bestes gegeben, um schnell die deutsche Sprache zu lernen. Damit konnte ich die Schule schaffen,“ sagt er stolz. Der Junggeselle schwärmt von seinem Beruf in den höchsten Tönen: „Das ist richtiges Handwerk, verschiedene Techniken, verschiedene Menschen und wenn noch Farbe mit ins Spiel kommt, ist mein Tag perfekt.“ Für den Buxtehuder ist sein Weg hier aber noch nicht am Ende, er blickt fest in Richtung Weiterbildung oder den Meistertitel.

 

Alle wollten Friseur werden – sie hat es gemacht: Jüngste von 4 Schwester erfüllt sich den Familientraum.

„Das hat mich schon immer interessiert,“ sagt Katharina Meier und erklärt weiter: „Meine drei Schwestern und meine Mutter wollten alle Friseurinnen werden, aber keiner hat es tatsächlich gemacht.“ Da hat sie die Chance, nach ihrem Realschulabschluss, als jüngste in der Familie ergriffen und hat jetzt als eine der besten ihres Jahrganges abgeschlossen. Könnte die 20-Jährige sich einen Tag in ihrem Beruf wünschen, würde sie gerne „große Veränderungen sehen, in Schnitt und Farbe – das ist schon etwas ganz besonderes,“ beschreibt die Staderin mit leuchtenden Augen. Nun wird sie als Gesellin ihren Kunden treu bleiben und schließt auf lange Sicht auch eine Selbstständigkeit nicht aus.

Jahrgangsbeste ist ein Talent in Sachen Farbe, Farbe, Farbe.

Janina Johnke ist 22 Jahre alt und hat sich nach der Schule ein paar Jahre orientiert, bis die Wahl auf den Friseurberuf gefallen ist: „Ich habe schon immer meinen Freundinnen die Harre gefärbt und geschnitten, da kam der Ausbildungsplatz wie gerufen,“ so die Junggesellin. Farbe, Farbe, Farbe – das ist es, was die Neu-Wulmstorferin den ganzen Tag machen würde oder: „Besonders im Gedächtnis ist mir die erste Haarspende geblieben, die ich abschneiden durfte,“ sagt sie berührt, denn das sei wahrlich nicht alltäglich. Alternativ hätte Janina auch im KFZ-Bereich lernen wollen, doch: „Die Schere geht mir leichter von der Hand als der Schraubenschlüssel,“ sagt sie mit einem Lächeln. Was die Zukunft für sie bringt, ist noch ungewiss: „Vielleicht orientiere ich mich beruflich nochmal um, oder ich finde einen Betrieb, in dem ich mich richtig wohl fühle,“ denn Janina ist auf der Suche nach einem neuen Team, in dem sie sich weiter als talentierte junge Friseurin einbringen kann. 

Friseur*innen sind nicht nur talentiert an der Schere, sie sind auch Vertrauensperson und stärken das Selbstbewusstsein ihrer Kunden.

Sie kamen alle in Begleitung ihrer Liebsten und lauschten den Worten der Offiziellen, während sie gespannt auf ihre Gesellenbriefe warteten. Prüfungsausschussvorsitzende Heike Umlandt führte gemeinsam mit Berufsschullehrerin Sylvia Kirn durch die Veranstaltung.

Heike Umlandt machte schnell klar, wie stolz die Prüfungskommission auf die Absolventen ist: „Ich gratuliere Ihnen zu diesem herausragenden Erfolg,“. Und stellt dann das Highlight ihres Berufes dar: “Sie sind nicht nur absolute Spezialisten rund ums Haar, Sie sind auch Vertrauensperson für Ihre Kund*innen.“ Diese lägen Tag für Tag vollstes Vertrauen in dessen Hände, um „ihr Äußeres nach ihren Wünschen zu verändern und Selbstvertrauen zu stärken.“ Große Anforderungen begegnet man im Beruf des Friseurs nur mit großer Leidenschaft: „Lassen Sie sich davon durch den Tag tragen und nehmen Sie diese Motivation immer als Antreiber für Fort- und Weiterbildungen“, denn Trends ändern sich mittlerweile im 6-Monats-Takt. Up-To-Date zu sein, sei für einen Friseur ein Handwerkszeug, wie Kamm und Schere.

Handwerk macht glücklich – und Glück ist das beste Mittel gegen Angst.

Festredner Matthias Steffen hatte einige Wörter für die Zuhörer mitgebracht und ließ sie wissen: „Jede Zeit hat seine ganz eigenen Herausforderungen, die auch Ängste mit sich bringen,“ sagt Steffen. Elektrische Strahlung, Ufos, Atombomben, Kommunisten, Arbeitslosigkeit, Islamisten, Terror – und heute sei es Klima, Seuchen, soziale Unruhen – die Liste ist lang. Steffen macht dann schnell klar: „Diese Ängste prasseln über alle Medienkanäle auf uns ein, sie sind überproportional vertreten, sind wahre Angstverstärker,“ er schlägt vor: „Wir müssen uns selbst frei machen von Ängsten. Wir haben doch so viel Grund für Optimismus,“ resümiert er. Handwerk macht glücklich. „Und Glück ist das beste Mittel gegen Ängste – egal wovor.“   

Sylvia Kirn übernahm und führte durch die letzten drei Jahre. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen zeigte sie die Wünsche der Absolventen auf, die sie zu Beginn des dritten Lehrjahres niedergeschrieben hatten: Erfolg, Bestehen, Verbessern standen da auf den Zetteln und „Heute haben Sie es geschafft und viele von Ihnen noch mehr. Mit dem Gesellenbrief erhalten viele von Ihnen zusätzlich den Sekundarabschluss 1 – Realschulabschluss.“ Die jungen Friseure seien auf der Erfolgsleiter Sprosse für Sprosse aufgestiegen, doch auch oben angekommen sei: „Das Hinaufsteigen ist noch nicht vorbei, setzen Sie sich immer neue Ziele – im Kleinen, wie im Großen, im Beruf, wie im Privaten – Schritt für Schritt.“

Andreas Patzak sprach die Azubis von ihren Pflichten frei und erhob sie anschließend in den Gesellenstand, nachdem alle feierlich ihren Gesellenbrief erhalten haben. Die ehemaligen Schüler hielten für ihre engagierten Lehrerinnen noch florale Grüße bereit und gingen nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Richtung Zukunft. „Sie sind alle immer herzlich willkommen, uns zu besuchen. Wir freuen uns, Sie wiederzusehen!“ lud Berufsschullehrerin Kirn ihre Schützlinge ein.

Absolvent*innen

Ali Ali

Laura Bodschwina, Heiko Wichels Harsefeld

Betül Selcan Gürbüz

Janina Johnke

Noah Karrasch

Katharina Meier

Anita Müller

Romal Rahmani

Larissa,-Milane Ruesink

Picture of Kreishandwerkerschaft Stade
Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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