30.06.2023, Zeven. BBS Kivinan. Die Raumausstatter-Innung Stade bittet zum Gesellenbrief. Sieben Gesellinnen und ein Geselle folgen und nehmen freudig ihr Schmuckstück entgegen. „Wir sind sehr stolz auf Sie – und wir wünschen uns, dass Sie unserem Handwerk treu bleiben,“ wünscht sich Lehrlingswart Mirko Witkowski von den Absolvent*innen, weiß aber auch „ …,wie wichtig es ist, den eigenen Horizont zu erweitern – schauen Sie also gerne in Ihrem Leben immer mal nach rechts und links, steigen Sie aus, aber steigen Sie dann doch gerne auch wieder ein – wir brauchen jeden von Ihnen,“ bittet Kammerprüfungsausschuss-Mitglied Witkowski noch einmal.
Innungsbeste Dana Bohatsch aus der Nachbarinnung Lüneburg hat genau das vor. „Jetzt erstmal über den Tellerrand gucken, aber dem Handwerk bleibe ich treu,“ so die Junggesellin. Eine weitere Innungsbeste (Stade), Sina Tiedemann wird jetzt als Gesellin ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen können: „Räume gestalten und den Vorher-Nachher-Effekt genießen“. Jahrgangsbester mit einer „2“ und besser in Theorie und Praxis: Nils Jessen kommt aus dem Handwerk und bleibt auch in seinem Handwerk – „Der Familienbetrieb in Papenburg wartet schon und ich freue mich riesig, ihn mit meinem Vater weiterzuführen.“
Nachdem Lehrlingwart, Lehrer und Prüfungsausschussmitglieder die Gesellenbriefe an die glücklichen Absolvent*innen übergeben haben, ergriff Holger Wohlberg das Wort: „Ihr Beruf ist innovativ – neue Materialien, neue Techniken, neue Lebenswelten – alles steht ständig im Wandel, heute schneller denn je,“ sagt das Vorstandsmitglied des Raumausstatter-Innungsverbandes Niedersachsen. „Auch wenn das “Alte“ bleibt, kombiniert oder neu erfunden wird, am Ende hauchen Sie den Räumen Leben ein.“
Gemeinsam bestaunten alle die detailreichen und aufwendig konstruierten Gesellenstücke. Die „Kabinen“ mussten einerseits vorgegebenen Techniken standhalten, andererseits waren der Kreativität rund ums Designthema keine Grenzen gesetzt. „So bunt wie die Menschen, so bunt sind auch die Kabinen,“ resümiert Witkowski. Kinderzimmer, Bergchalet, Tea-Time, Modewelt oder Billiard-Room – es gibt nichts, was es nicht gibt und mit diesen kreativen und ins Zeitbild passenden Gesellenstücken haben alle ihre Prüfung bestanden.
Jahrgangsbester: Abitur – Ausbildung und jetzt ab zum Meister. Nils Janssen auf dem Weg, um „coole Sachen zu erschaffen“.
Wer mit einem Handwerk aufwächst, hat die Leidenschaft von klein auf erleben können, da wundert es nicht, dass die nächste Generation ebenfalls Feuer und Flamme für diesen Beruf wird. So auch Nils Janssen, der als Sohn des Familienbetriebes Janssen in Papenburg seinen Gesellenbrief überreicht bekommen hat. „Richtig überzeugt war ich aber erst in meiner Ausbildung, vorher habe ich über viele Alternativen nachgedacht,“ so der 22-Jährige, der erst Abitur, dann FSJ und anschließend in seinem Ausbildungsbetrieb in Lüneburg gestartet ist. „Jetzt geht es zur Meisterschule in Oldenburg und dann vermutlich in den Familienbetrieb,“ plant Nils seine nächsten Jahre.
Räume gestalten – auch im großen Stil – da hat Nils die Leidenschaft gepackt: „Wir sind viel auf Montage, auch im Ausland oder in Hotels. Der Vorher-Nachher Effekt ist das, was man am Ende des Tages stolz mit nach Hause nimmt,“ sagt Nils. Dabei sind es auch die speziellen Dinge, die einen fordern: „Komplexe Vorhang-Montagen, elektrische Systeme, die optimal eingestellt werden müssen, herausfordernde Polsterungen, das liegt mir sehr.“
Jahrgangsbeste im Kreis Lüneburger Heide: Wenn das Werkzeug die Muse küsst: Kein Talent für Zeichnen, für das Handwerk umso mehr.
„Ich wusste, ich kann nicht gut zeichnen, da dachte ich mir, vielleicht sollte ich es mal mit Werkzeug ausprobieren,“ lacht die 23-jährige. Danach hat sie sich das Praktische in einem Praktikum angesehen. Die erste Idee für den Beruf des Raumausstatter kam ihr, als sie mit Freundinnen in ihre erste WG gezogen ist: „Wir hatten umgebaut, tapeziert, eingerichtet, das Auge fürs Detail – das spricht mich total an.“ Als Dana dann erfuhr, dass es dafür sogar einen richtigen Beruf gibt, war ihr Berufsweg klar, der dann bei Marco Raatz (Die Wohnmanufaktur) in Helvesiek den Anfang fand.
Ihr Schwerpunkt in der Ausbildung, das Polstern, weckt in ihr besondere Leidenschaft: „In diesem Feld konnte ich mich am meisten austoben und kreativ sein,“ resümiert die Lauenbrückerin. Nun möchte sie den Blick über den Tellerrand richten, mit ihrem Handwerk an ihrer Seite: „Ich muss hier mal raus – in die Stadt und … Überraschung: Zur Bundeswehr – aber tatsächlich im Bereich Raumausstatter – das finde ich unglaublich spannend.“
Jahrgangsbeste im Kreis Stade: Von der Praktikantin zur Jahrgangsbesten. Mit der Liebe zum Detail Wohnträume schaffen.
Sina’s Weg ins Handwerk startete – fast schon klassisch – über ein Schulpraktikum in der achten Klasse. „Das ist mir aber erst nach meinem Fachabi wieder in den Sinn gekommen,“ sagt die Lamstedterin, die dann direkt in ihre Ausbildung beim Ausbildungsbetrieb Wohlberg Raumausstatter Sittensen
startet. Könnte sie sich einen Berufstag malen, würde sich die 21-Jährige in Sachen Gardinen, Vorhänge, Raumgestaltung austoben. „Boden verlegen ist auch super effektiv am Ende, aber körperlich doch recht anspruchsvoll – das brauche ich nicht jeden Tag,“ schmunzelt die zierliche Gesellin und sagt weiter: „Der Teamspirit ist im Handwerk aber was ganz Besonderes, hier habe ich mich besonders wohlgefühlt!“
„Wie sich Räume, Häuser, Wohnbereiche verändern, auch mit der Liebe zum Detail, die richten Stoffe in Material und Farbe – das ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend.“ Dieses zufriedene Gefühl lässt Sina nun auch weiter in diesem Handwerk arbeiten. „Ich möchte gerne weiter kommen in dem, was ich tue, im Handwerk, aber auch auf der Karriereleiter,“ plant Sina und dafür stehen ihr nun alle Türen offen: „Ausbilderin, Fort- und Weiterbildung oder den Meistertitel, mal sehen, was für mich in den nächsten 15 Jahren so passieren wird.“
Absolvent*innen 2023:
Bohatsch, Dana
Harms, Michelle
Janssen, Nils
Kühn, Ayla
Leicht, Melissa
Schween, Laurien
Splettstößer, Daria
Tiedemann, Sina