49 neue Motoren der Region. KFZ-Mechatroniker*innen im Landkreis Stade freigesprochen. 

Alle Bilder + PDF der Veranstaltung in hochauflösend: https://drive.google.com/drive/folders/1PlYKAi_5sc4FqaTmPtu02pPfg18MK5P0?usp=sharing

24.01.2023, Fährhaus Kirschenland. Die Kraftfahrzeug-Innung des Kreises Stade feiert ihre Nachwuchshandwerker. „Nach zwei Jahren Pause können wir Ihnen endlich wieder die Abschlussfeier ermöglichen, die Ihnen zusteht,” so Obermeister Ulrich Tietjen. Er begrüßte die Gäste im Kirschenland. Der Landrat des Landkreises Stade, Kai Seefried, sprach als Festredner und kam schnell auf den Punkt: „Sie sind der Motor unserer Gesellschaft!”. Drei Absolventen bestanden Ihre Prüfung mit einem besonders guten Ergebnis. Wojciech Henryk Mroz, Jan-Niklas Karsten und Nicolas Gosda ließen sich als Jahrgangsbeste feiern.

KFZ’ler ist der beliebteste Ausbildungsberuf Deutschlands

Obermeister Tietjen freute sich über die fast 50 Absolvent*innen dieses Jahrganges, die „systemrelevant und ein unabdingbarer Teil, der die Zukunft für Individualverkehr mitgestalten wird.” Dabei warf er einen Blick zurück, als 2019 knapp 70 Azubis in die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker gestartet sind: „Damals haben sich die bevorstehenden 3,5 Jahre als eine lange Zeit angefühlt, heute weicht dieses Gefühl eher einem `wie schnell die Zeit doch vergangen ist,” stellt Tietjen mit Blick in die Gesichter der Anwesenden fest.

Der Entschluss, vor 3,5 Jahren den Beruf des KFZ-Mechatronikers zu erlernen, war richtig, denn „er ist nicht nur der beliebteste Ausbildungsberuf Deutschlands, er ist auch abwechslungsreich und voller Perspektiven.”  In diesem Jahr haben auch die ersten Prüfungen mit der Fachrichtung  – System- und Hochvolttechnik – stattgefunden, damit ist die Innung Stade bundesweiter Vorreiter. 

Das Auto wird bleiben.

Unabhängig von der Antriebsart wird das Auto gebraucht, „es wird bleiben, besonders in  Hinblick auf sich veränderten Individual- und Wirtschaftsverkehr und den Rahmenbedingungen in ländlichen Strukturen,” betonte Tietjen und ermutigt weiter: „Und damit werdet auch ihr gebraucht.” Er bietet Kritikern und Protestlern bewusst an: „Werdet doch Teil der Lösung, werdet Handwerker!” Ob im Bau-, Elektro-, Heizung/Klima- oder Technologiebereich – Tietjen fordert: „Nutzt eure Kräfte und entwickelt massentaugliche Energiespeicher oder packt irgendwo vor Ort mit an, statt die Straßen zu blockieren,” schlägt Tietjen vor.

 

 KFZ wird nie ein Problem – es ist immer eine Chance und Herausforderung.

„Ihre Erfahrung im Handwerk ist mit nichts zu ersetzen – kein Akademiker kann einem Handwerksgesellen bei seiner Arbeit helfen,” und deshalb sei es für die Absolventen nun auch unabdingbar, immer weiter Erfahrungen zu sammeln, auch durch Fort- und Weiterbildungen, fordert Tietjen die Junggesell*innen auf. „Unser Handwerk steht unter einem stetigen Wandel – der immer schneller und komplexer wird,” und hier sei auch die Chance für jeden der Absolvent*innen, ein Teil dessen zu sein und die Zukunft mitzugestalten. „Sehen Sie das als Chance und Herausforderung und nie als Problem.”

„Sie sorgen dafür, dass wir in Bewegung bleiben und in Bewegung sind – Sie sind der Motor unserer Region.” 

Landrat Kai Seefried sieht es wie der Obermeister: „Sie sind die Motoren unserer Gesellschaft.” Für ihn sind die Termine des Handwerks immer seine persönlichen Mutmacher-Abende. „Ein Abend, an dem es um die Zukunft geht”. Einerseits auf das zurückzublicken, was man geschafft hat, andererseits auf das zu blicken, was vor einem liege, sagt Seefried. 

„Was haben Sie in Ihren Ausbildungsjahren alles erlebt – private und wirtschaftliche Einschränkungen, eine Krise nach der anderen. Besonders die Materialknappheiten und damit verbundenen Lieferkettenstörungen hat Sie direkt getroffen, und all das mache diesen Tag nicht selbstverständlich und zu etwas ganz besonderem – einen Mutmacher -Abend,“ beschreibt Seefried.

„Sie sorgen dafür, dass wir in Bewegung bleiben und in Bewegung sind – Sie sind der Motor unserer Region.” KFZ sorge dafür, dass Mobilität gesichert ist, ob im privaten oder wirtschaftlichen, resümiert Seefried.

„Das hier ist jetzt eine Station – und jetzt kann es zur nächsten weiter gehen,” Seefried hofft und appelliert an die Absolvent*innen, ihre Zukunft in der Region Stade zu suchen und zu finden, denn „wir brauchen Sie alle – als Antrieb, als Fachkräfte, als Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft.”

Für die Zukunft gibt Seefried noch mit: „Bei allen Innovationen von 3D-Drucker bis künstliche Intelligenz, werden wir am Ende immer Hände brauchen, die mit Können, logischem Verstand, Wissen und Erfahrung die entwickelten Technologien umsetzen.” Daran würden auch Diskussionen um Umwelt- und Klimaschutz oder Mobilität nichts ändern, so Seefried und stellt weiter klar: „Wir haben trotz allem allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen.”

49 Kraftfahrzeig-Mechatronik*innen erhalten ihren Gesellenbrief

Foto links: Dennis Offermann erhebt die Absolvent*innen in den Gesellenstand. Foto rechts: Peter-Hinrich Rinck spricht die Azubis von ihren Pflichten frei.

Nun hieß es für die Absolvent*innen, die begehrten Formalien entgegenzunehmen. Vorstandsmitglieder der Innung sowie Prüfungsausschussmitglieder und Berufsschullehrer schüttelten fleißig Hände und überreichten das Prädikat der Zukunft – den Gesellenbrief. Gemeinsam auf der Bühne des Festsaals wurden die jungen Handwerker*innen von ihren Pflichten des Azubis durch Peter-Hinrich Rinck freigesprochen und durch Altgeselle Dennis Offermann offiziell in den Gesellenstand erhoben. Alle Absolvent*innen wurden gebührend beklatscht und konnten nun im Beisammensein von Eltern, Freunden, Ausbildern und Ausbildungsbetrieben ihren Abschluss feiern. 

Drei Absolventen feiern mit Bestergebnis ihren Abschluss.

Jan-Niklas Karsten (Autohaus Ludwig Meyer in Beckdorf), Wojciech Henryk Mroz (Autohaus S+K in Neu Wulmstorf) und Nicolas Gosda als Jahrgangsbester (STERPARTNER Buxtehude) dürfen sich an diesem Tag über ihre besonders guten Endergebnisse freuen. Alle drei haben mit einer 2 im Theoretischen und einer 2 im Praktischen oder besser bestanden. Sie erhalten für diese Leistung vom Obermeister einen roten Umschlag überreicht. In diesen verbirgt sich ein Trainings-Gutschein der Firma Matthis Stade über technische Fortbildung im Matthis Trainingscenter. Die Jahrgangsbesten können aus dem großen Angebot selbst ihre Workshops wählen und damit einen ersten Schritt zur Weiterbildung gehen.

1. Foto: Übergabe der Gutscheine durch Obermeister Tietjen an Nicolas Gosda. 2. Foto: Übergabe an Jan-Niklas Karsten 3. Fotos: Übergabe an Wojciech Henryk Mroz

Handwerk statt Studium: Jahrgangsbester Gosda im Eiltempo zum Gesellenbrief.

Nicolas Gosda, 21 Jahre aus Hollern Twielenfleth, Ausbildungsbetrieb: STERPARTNER Buxtehude. Nach seinem Abi war für Nicolas klar: „Ich will was mit Handwerk machen, aufs Studieren habe ich keine Lust.” Und so startete er nach einem kurzen Praktikum in die Ausbildung. Von seinem Vater, der ebenfalls gelernter KFZler ist, hat er mitbekommen: „So wenig wie möglich wegschmeißen, wenn es geht reparieren und wieder benutzen – damit war ich früh mit Handwerk aller Art in Berührung,” erzählt Nicolas. Niclas hat seinen KFZ-Mechatronikergesellen in verkürzter dreijähriger Zeit absolviert und feierte seinen offiziellen Abschluss bereits im Sommer 2022. Dann startete er sofort seine nächste Reise und ist jetzt schon an seinem Handwerksmeister dran, den er in wenigen Wochen abschließen wird: „Ich bin aber gerade an einem Punkt, an dem ich noch nicht ganz weiß, wie es weiter geht, ich lasse mir jetzt alle Türen offen.” 

Mein Handwerk in drei Worten: Anspruchsvoll, interessant und wichtig.

Traumauto? 124er Mercedes Coupé, der als Belohnung für den Meistertitel vermutlich in die heimische Garage einziehen darf,

Simpel und effektiv: Von Kindesbeinen an an PKW’s geschraubt - jetzt Geselle.

 

Jan-Niklas Karsten (20 Jahre alt aus Beckdorf), gelernt im Ausbildungsbetrieb Autohaus Ludwig Meyer in Beckdorf. Nachdem Jan-Niklas seinen erweiterten Realschulabschluss in der Tasche hatte, gab es für ihn keine Alternative: „Ich habe mein Leben lang nichts anderes gemacht.“ Schon als Kind habe ich mit meinem Vater an Autos rumgeschraubt. Das überrascht nicht, denn sein Vater ist KFZ-Mechatroniker Meister und hat seinen Sohn schon früh für seinen Beruf begeistern können. Nach zwei Schulpraktika ging es für Jan-Niklas in die Ausbildung. Jetzt startet er in die Meisterschule. Rückblickend war „Das Auseinander- und wieder Zusammenbauen eines gesamten Motors ein Highlight der Ausbildungszeit.“

Traumauto? „Golf GTI 8 Clubsport” – den hat sich Jan-Niklas allerdings schon erfüllt.

KFZ-Mechatroniker zu sein in 3 Worten: Ist einfach geil. 

Weitere Portraits:

Durch Freunde zum Schrauben inspiriert

Jana Altmann, 22 Jahre alt, Stade, gelernt bei Werner Bröhan Jork, nach dem Abi zum FSL. Jana ist über ihren Freundeskreis zum KFZ-Handwerk gekommen. Inspiriert durch die Schrauberei hat sie die Leidenschaft gepackt und nicht wieder losgelassen. „Ich bin da so mit reingerutscht und es hat einfach Spaß gemacht.” Nach dem Abi, dem FSJ und schlussendlich dem Praktikum war klar, dass die Ausbildung folgt: „Jetzt bleibe ich erstmal in dem Betrieb und schau mal, wohin die Reise geht,” so Jana über ihren weiteren Weg.

Mein Handwerk in drei Worten: Interessant, herausfordernd, abwechslungsreich. 

Ihr Traumauto? Alte Mercedes C-Klasse – „Die macht Spaß, nicht so viel Technik – Auto pur.”

Ich will das selbst machen und unabhängig sein – Katharina Renn mit großen Schritten zum beruflichen Zukunftstraum.

Katharina Rann, 21 Jahre aus Beckdorf, Autohaus Ludwig Meyer in Beckdorf. Katharina packte das KFZ-Fieber bereits mit ihrem ersten Mofa. „50 Jahre altes Gerät, aber ich war direkt Feuer und Flamme.“, so die ehemalige Realschülerin. Ihr Vater hat sie fachkundig dabei an die Hand genommen, der selbst im Mechatroniker Bereich (Landmaschinen) unterwegs ist. „Ich will das selbst reparieren, ich will nicht hilflos sein oder von jemanden abhängig.“ Das war Katharinas Antrieb von Anfang an und da wundert es nicht, dass sie im KFZ-Bereich landete, doch der erste Schritt war dann nicht so einfach: „Ich hatte erst Angst, dass das nicht funktioniert, so als Frau in einem dominierten Männerberuf.“ Aber Katharina hat sich getraut und „Einfach machen,“ ist zu ihrer Taktik geworden.  Jetzt stehen ihr alle Türen offen: „Alte Autos sind mein Ding. Vielleicht den Meister machen und mal eine Oldtimer-Werkstatt eröffnen?“ Träume sind bekanntlich da, um in Erfüllung zu gehen.

Mein Handwerk ist: Teamwork, Anspruchsvoll, Spaß

Traumauto? Eins unter vielen anderen derzeit der Nissan Skyline R34

KFZ-Mechatroniker mit besonderem Knowhow für „Alle Fahrzeuge, mit denen man auf Reisen geht“

Daniel Funk, 20 Jahre aus Neu Wulmstorf.

Daniel hatte eine Alternative: Elektro. Doch als er über den KFZ’ler Beruf gefallen ist, der Elektrik und Mechatronik in sich vereint, war klar: „Das will ich machen.“ Auch Daniel hat bereits zuhause mit seinem Vater an dessen PKWs rumgeschraubt: „Irgendwie haben wir die Autos auch immer wieder in Gang bekommen.“ Nach seinem Realschulabschluss landete er dann in seinem Ausbildungsbetrieb und da beginnt für Daniel eine ganz besondere Reise: „Wir sind spezialisiert auf Reisemobile – also im Grunde alles, worin man Schlafen kann.“ Und da kommen neben den gängigen Modellen auch ganz besondere Kundenwünsche auf den Tisch. Damit ist Daniel nicht nur KFZ-Mechatroniker, sondern auch mit seinen 20 Jahren Spezialist für wohnliche Mobilität. Das zeigt auch, dass es im KFZ-Bereich viele Möglichkeiten gibt, sich zu spezialisieren: „Ob Innenausbau, Reifenwechsel, Anhängerkupplung anbauen, Luftfedertechnik, Pneumatik, Elektro oder alltägliche Inspektionen, die Liste ist lang und jeden Tag erlebe ich Neues.“

Traumauto? Corvette

Handwerk in 3 Worten: Sehr sehr vielseitig.

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Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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