Frisch gebacken & voll im Leben – Freisprechung 2025 von 6 Bäckern und 15 Verkaufsprofis

Gruppenfoto von 16 jungen Erwachsenen und zwei älteren Männern, teilweise mit Dokumenten in der Hand, im Freien bei sonnigem Wetter unter Bäumen.

Bäcker-Innung Harburg-Lüneburg-Stade

Buxtehude (Zur Gilde), 25.06.2025. Was haben Teig, Teamwork und echte Typ*innen gemeinsam? In einer stimmungsvollen Veranstaltung wurden Bäckerinnen und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk Fachrichtung Bäckerei offiziell in den Gesellenstand erhoben – und gleichzeitig gefeiert für das, was sie in den letzten Jahren geleistet haben: Früh aufstehen, anpacken, lernen, durchziehen.

Wenn aus Teig Talent wird: Neue Gesellinnen und Gesellen ins Handwerk entlassen. „So viele Freisprechungen erlebt man im Leben nicht“, begrüßte Obermeister Carsten Richter die Gäste – unter ihnen die frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen, deren Familien, Freunde, Ausbilderinnen, Lehrer, Prüfungsausschüsse und natürlich viele Kolleginnen und Kollegen. Eine Urkunde? Reicht eigentlich nicht. Mit einem Augenzwinkern, aber viel Wertschätzung betonte Richter den besonderen Einsatz der jungen Handwerkerinnen und Handwerker: „Wer freiwillig früh aufsteht, Teig knetet, Brötchen schleift – und danach auch noch freundlich bleibt, der verdient zum Gesellenbrief noch eine Medaille.“

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Was nach einem lockeren Einstieg klang, war vor allem eines: Anerkennung. Denn hinter der Ausbildung stehen nicht nur Rezepturen und Kundenkontakt, sondern auch körperliche Arbeit, Disziplin und ein echtes Durchhaltevermögen. Auch den Fachverkäuferinnen und -verkäufern zollte Richter höchsten Respekt:

„Ihr seid die Profis an der Theke, die jeden Morgen vielen Frage trotzen und dabei noch freundlich lächeln. Ihr kennt die Stammkunden beim Vornamen, die Lieblingsbrötchen der ganzen Nachbarschaft – und das geheime Leben von Schnecken und Amerikanern.“

Zwischen Pandemie-Ausläufern und Prüfungs-Pannen: Die Ausbildungszeit begann für viele noch unter dem letzten Schatten von Corona. „Das war eine echte Herausforderung – gerade im Verkauf, wo man mit jedem Kunden erst einmal diskutieren musste, ob Maske ja oder nein“, erinnerte sich Christian Pagel, Lehrlingswart und Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser widrigen Umstände zeigten die Absolvent*innen in den Prüfungen ein starkes Niveau. Besonders lobte man den Einsatz im Technologiezentrum Stade, in dem weitere praktische Fähigkeiten vermittelt wurden – auch solche, die im Betrieb nicht immer gezeigt werden können. In der Berufsschule standen die Fachlehrerinnen mit Rat, Tat und Sachverstand zur Seite. Carsten Richter trat nach der feierlichen Übergabe der Gesellenbriefe und Zeugnissen vor die Versammelten und sprach die jungen Männer und Frauen offiziell von ihren Verpflichtungen frei: „Ich spreche Sie frei von allen Verpflichtungen aus Ihrem Lehrvertrag und erhebe Sie in den Gesellenstand. Gott schütze das ehrbare Handwerk.“

Für viele war es ein emotionaler Moment – denn damit endet nicht nur ein Kapitel, sondern beginnt ein neues. Manche bleiben ihren Ausbildungsbetrieben treu, andere wagen sich weiter in neue Betriebe. Nicht alle konnten zur Freisprechung erscheinen, aber ihre Leistung blieb nicht unerwähnt. „Wir sehen und würdigen jeden Weg, auch wenn er manchmal Umwege nimmt. Ab heute seid ihr Gesellinnen und Gesellen – also offiziell Teil einer stolzen Tradition. Euer Handwerk ist systemrelevant, stimmungsaufhellend und ein Stück gelebte Kultur.“ Mit diesen Worten entließ Richter die neuen Fachkräfte – nicht ohne einen letzten Rat mitzugeben: „Geht euren Weg mit Humor, Stolz – und einer ordentlichen Portion Butter.“ Nach dem offiziellen Teil versammelten sich alle auf dem Hof zum Gruppenfoto – mit Urkunden in der Hand, Eltern im Arm und einem Lächeln, das kein Brötchen toppen kann.

 

 

Absolvent*innen im Gespräch

Junger Mann mit hellem Hemd steht draußen vor einer grünen Hecke im Sonnenschein, im Hintergrund Bäume und ein Gebäude.

Einfach machen: Jarno fand sein Handwerk direkt vor der Haustür

Jarno Ehrhardt, 20 Jahre aus Stade – Ausbildungsbetrieb Bäckerei Heyderich Stade, Bäckergeselle

„Der Job ist nichts für Langweiler – aber wenn du gern mit anpackst und gutes Essen liebst, bist du hier richtig.“ Jarno ist direkt nach der Realschule in die Ausbildung zum Bäcker gestartet – auch weil der Betrieb so nah an seinem Zuhause liegt. „Ich habe ein Praktikum gemacht, das hat mir Spaß gemacht, und dann dachte ich mir: Warum nicht direkt eine Ausbildung daraus machen?“ Die Nähe und das Vertrauen waren ihm wichtig: „Ich kann mit dem Fahrrad in zehn Minuten zur Arbeit fahren und kenne die Bäckerei schon von früher.“ Für Jarno bedeutet der Beruf vor allem eines: „Wärme, positiver Stress und Essen.“ Besonders gern mag er die Arbeit mit den Teigen und das Formen der Brote – genau das, was er in der Ausbildung am meisten gemacht hat. Nach der Ausbildung möchte er erstmal in seinem Betrieb bleiben und später schauen, wie es weitergeht.

Junger Mann mit Brille und weißem Hemd steht mit verschränkten Armen und lächelt vor einer Hecke im Freien.

Aus Kindheit wird Karriere: Max’ Weg ins Bäckerhandwerk

Max von Allwörden, 19 Jahre aus Deinste –Ausbildungsbetrieb Bäckerei Heinbokel Deinste.

Max ist quasi im „Wohnzimmer“ der Bäckerei groß geworden – er kennt den Betrieb seit Kindertagen. Nach der Schule war für ihn klar: „Es lag ganz nah, ich wollte unabhängig sein.“ Ein kurzer Praktikumsstart, und die Entscheidung war gefallen. Für Max ist der Job warm, anstrengend, aber auch richtig lecker. Besonders liebt er den direkten Kontakt mit Kunden und die Atmosphäre im Team. Sein Plan: Nach der Ausbildung probiert er noch eine andere Branche aus, bleibt dem Handwerk aber wahrscheinlich mittelfristig treu. „Der Beruf ist eine solide Option – und wenn’s passt, ist das eine echt gute Sache.“ Für Max gilt: Wer gern mit Menschen arbeitet und einen sicheren, abwechslungsreichen Job sucht, der ist hier genau richtig.

Junge Frau mit lockigen braunen Haaren und Brille posiert im Freien vor einer grünen Hecke, trägt ein ärmelloses, blaues Oberteil mit Knoten am Hals.

Vom Apothekenlabor in Russland zur Verkaufstheke in der Bäckerei

Nadezhhda Yusova, 27 Jahre aus Buxtehude (gebürtig aus Russland) – Fachverkäuferin. Ausbildungsbetrieb:  Bäckerei Hillert GmbH & Co. KG, Harsefeld

Wer Freude am Umgang mit Menschen hat und gerne Teil eines Teams ist, findet hier mehr als nur einen Job – sondern eine Berufung.

Nadezhda ist 27 Jahre alt, lebt in Brest und hat sich in den letzten vier Jahren ein neues Leben in Deutschland aufgebaut – mit Mut, Zielstrebigkeit und viel Eigeninitiative. In Russland hatte sie zwei Jahre lang eine Ausbildung zur Apothekerin begonnen, musste diese aber aus finanziellen Gründen abbrechen. Ihr Neustart in Deutschland führte sie schließlich dorthin, wo sie heute mit Begeisterung arbeitet: in den Verkaufsraum einer Bäckerei.

„Ich habe gemerkt, dass ich gerne mit Menschen arbeite – und der Beruf als Fachverkäuferin in der Bäckerei passt einfach zu mir“, sagt sie. Nach einem Jahr in einem Familienprogramm entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Verkauf von Backwaren – und startete eine Ausbildung bei der Bäckerei Hillert. Die Sprache war anfangs eine große Hürde. Aber Nadezhda ließ sich nicht entmutigen: Sie lernte mit Videos, Büchern – und im Alltag mit Kunden. Heute spricht sie fließend Deutsch und liebt besonders die persönlichen Begegnungen im Verkaufsraum. „Ich bediene Kunden einfach gern – je mehr los ist, desto besser“, erzählt sie. Inzwischen ist sie nicht nur beruflich angekommen – sie hat auch geheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in ihrer neuen Heimat. Ihre Zukunftspläne? Klar definiert: Erst der Führerschein, dann die Weiterbildung zur Verkaufsleiterin. Nadezhda zeigt: Der Beruf der Fachverkäuferin bietet nicht nur sichere Perspektiven, sondern auch echte Entwicklungsmöglichkeiten. 

Mann mit hellblauem Hemd steht im Grünen vor einer Hecke, im Hintergrund sind Bäume und ein Gebäude zu sehen.

„Manchmal wird’s richtig persönlich – das macht den Job aus“

Kevin Michels, 22 Jahre aus Barum – Verkäufer bei De Heidbäcker GmbH, Wittorf

Kevin hat nach der Schule erst Maurer ausprobiert, dann die Richtung geändert: „Maurer war nichts für mich, zu hart, draußen arbeiten nicht mein Ding.“ Über einen Vertrauenslehrer kam er zum Bäckerhandwerk, hat ein Praktikum gemacht und sofort eine Ausbildung bekommen. Für ihn ist der Verkauf mit Kunden das Beste am Job: „Manchmal plaudert man richtig privat, das macht Spaß.“ Kevin schätzt die festen Arbeitszeiten, die ihm Freizeit fürs Zocken ermöglichen. Für ihn ist der Beruf „Spaß pur“ und eine echte Alternative zu klassischen Handwerksberufen. Er lebt nach dem Motto: „Mal sehen, was kommt – Tag für Tag.“ Wer also einen abwechslungsreichen Beruf mit Kundenkontakt sucht, sollte den Fachverkäufer im Bäckerei-Handwerk mal ausprobieren.

Picture of Kreishandwerkerschaft Stade
Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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