Fliesen, Fugen, Feierlichkeiten: Freisprechung der Fliesen- und Natursteinleger-Innung Stade für den Elbe-Weser-Raum 2024

tade, 28. Juli 2024 – Die diesjährige Freisprechungsfeier der Fliesen- und Natursteinleger-Innung Stade war ein Fest des Handwerks und ein Meilenstein im Leben der jungen Gesellen. Im feierlichen Rahmen kamen Absolventen, ihre Familien und Ausbilder zusammen, um den erfolgreichen Abschluss der Ausbildungszeit zu würdigen.

Prüfungsausschussvorsitzender Marco Wiebusch führte durch die Veranstaltung: „Ihr jungen Menschen habt heute eine nahezu unendliche Vielfalt an Optionen vor euch. Das ist einerseits großartig, aber es bringt auch eine enorme Verantwortung mit sich,“ sagt er und fährt fort: „Wie kann man sicherstellen, dass die getroffene Wahl die richtige ist und nicht gleich um die Ecke eine scheinbar bessere Gelegenheit wartet?“ Er rät dazu, einen Schritt nach dem anderen zu gehen: „Ihr Gesell*innen könnt den jungen Menschen ein Vorbild sein und zeigen, dass eine Entscheidung für das Handwerk immer eine gute Wahl ist.“ Er ermutigte die jungen Absolventen, nicht immer den vermeintlich einfachen Weg zu gehen, zu lernen Frust aushalten zu können und damit auch ein Hochgefühl erleben zu können, dass nur damit einher gehen kann, denn „Geht die Leiter bergab, führt sie auch wieder rauf.“

„Sie sind die Stars auf Ihrem Spielfeld“: Matthias Steffen inspiriert Stades Handwerker

Nicht nur das Stader Handwerk liegt ihm am Herzen, da er Stade aber auch als seine Heimat nennen kann, kommt er besonders gerne vorbei, wenn die Innungen ihn rufen. Im Rahmen der Festrede der Freisprechungsfeier gratulierte Matthias Steffen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, den frisch gebackenen Gesellen herzlich zur bestandenen Prüfung. „Heute ist ein ganz besonderer Tag“, betonte Steffen und erinnerte die Absolventen daran, dass die in der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten die Grundlage für ihr weiteres Leben und ihre berufliche Zukunft bilden werden.

„Sie haben einen wichtigen Schritt gemacht“, hob er hervor und beglückwünschte die neuen Gesellen dazu, das erforderliche Wissen erfolgreich nachgewiesen zu haben. Ab jetzt trügen sie die Verantwortung für ihr berufliches Leben. „Nutzen Sie diese Chance, Ihr berufliches Leben selbst in die Hand zu nehmen“, ermutigte er die Absolventen. „Handwerk macht glücklich“, zitierte Steffen eine Studie der IKK classic und fügte hinzu: „Wenn ich in die Gesichter der heutigen Absolventen schaue, dann bestätigt sich diese Studie eindrucksvoll.“

Steffen würdigte auch die Unterstützung durch Betriebsinhaber, Meister, Gesellen sowie Lehrerinnen und Lehrer und hob den besonderen Beitrag der Eltern hervor. „In der heutigen Zeit ist die Unterstützung durch das Elternhaus nicht selbstverständlich und sollte daher besonders gewürdigt werden“, fügte er hinzu.

Er erinnerte die Absolventen an die Herausforderungen, die sie während der Ausbildung gemeistert haben, und lobte ihre Entwicklung zu selbstbewussten Persönlichkeiten, die ihre Stärken und Schwächen kennen und im Team erfolgreich arbeiten können. „Im Handwerk, wie im Fußball, ist Teamarbeit unerlässlich“, stellte Steffen fest und verglich den Beruf mit einem Mannschaftsspiel, bei dem jeder Einzelne seine Stärken einbringt.

Abschließend betonte Steffen die Bedeutung von Leidenschaft im Handwerk: „Ich hoffe, dass Sie diese Leidenschaft auch in Ihrem Arbeitsleben entwickeln.“ Er ermutigte die Gesellen, Rückschläge als Lernchancen zu sehen und ihre zukünftigen Herausforderungen mit Begeisterung anzugehen. „Sie sind die Stars auf Ihrem Spielfeld“, schloss Steffen und wünschte den Absolventen alles Gute für ihre berufliche Zukunft.

 

Besondere Anerkennung für herausragende Leistungen

Ein Höhepunkt der Feier war die Ehrung der besten Absolventen. René von Holten, Nick Poppe und Lennart Helm wurden für ihre ausgezeichneten Leistungen besonders gewürdigt. „Diese jungen Handwerker haben nicht nur in der Ausbildung, sondern auch in ihrer Abschlussprüfung ihr Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, lobte Wiebusch, der gemeinsam mit seinen Innungskollegen nach Übergabe der Gesellenbriefe zum gemeinsamen Essen einlud.

 

Persönliche Geschichten der Absolventen

Die Freisprechungsfeier bot auch eine Plattform, um die persönlichen Geschichten der Absolventen zu erzählen, die ihren individuellen Weg ins Handwerk gefunden haben. Diese Geschichten spiegeln die Vielfalt und die verschiedenen Motivationen wider, die junge Menschen in das Handwerk führen.

Nick Poppe: Die Berufung im Handwerk gefunden

Gekommen, um zu bleiben. So beschreibt Nick Poppe seinen Weg in die Ausbildung zum Fliesenleger. Der 20-Jährige aus Ruschwedel (Fliesenpartner BLANK UND LINDNER GMBH, Horneburg), begann seine berufliche Reise mit verschiedenen Praktika auch „Out oft he Box im sozialen und grünen Bereich“. Nachdem coronabedingt weitere Praktika ausgefallen waren, blieb ihm noch der Fliesenleger und er fand darin seine wahre Berufung. „Ein Bekannter hat mich gefragt, ob ich Fliesenleger werden möchte, nach dem Praktikum bin ich dann einfach dabei geblieben“, berichtet Nick. Er beschreibt seinen Beruf als „sehr interessant, genau und kreativ“. Besonders schätzt er die Genauigkeit und Präzision, die der Beruf erfordert, sowie die Möglichkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Auf die Frage, was ihm in seinem Beruf am meisten Spaß macht, antwortet Nick: „Das Fliesenkleben bei Renovierungen macht mir am meisten Spaß.“

Nick plant, als Geselle in seinem Ausbildungsbetrieb zu bleiben und seine Fähigkeiten weiter auszubauen. „In 15 Jahren möchte ich in meinem Beruf gefestigt sein und vielleicht sogar eine leitende Position übernehmen“, sagt er über seine Zukunftspläne. Die Ausbildung hat ihn nicht nur beruflich, sondern auch persönlich weitergebracht. „Ich habe viel gelernt und bin stolz auf das, was ich bisher erreicht habe“, schließt er optimistisch.

 

Lennart Helm: Betriebsnachfolger vom Studium zum Handwerk

Studieren und das alles im HomeOffice: „Das hat mir ganz und gar nicht gefallen.“ Da entschied sich Lennart kurzerhand, im Familienbetrieb eine Ausbildung zum Fliesenleger zu starten. „Endlich Arbeiten, raus aus der Theorie, rein in die Praxis, „ so beschreibt er seine Motivation, die zugegebener maßen „bereits vor meinem Abitur in mir schlummerte, aber dann hab ich einen kurzen Umweg über die Uni gemacht, um mir ganz klar zu sein – ab ins Handwerk.“ Klare Wörter vom jungen Gesellen. Die dann aber noch klarer werden: „Für jetzt und heute ist das mein Plan, alles weitere lasse ich jetzt auf mich zukommen, ein weiteres Studium schließe ich kategorisch aber nicht aus.“

Lennart arbeitet gerne in dem kleinen Betrieb seiner Familie und schätzt die handwerklichen Herausforderungen, die ihm täglich begegnen. „Bei uns kommt alles vor. Wir sind ein kleiner Betrieb und nehmen, was kommt. Es macht Spaß, gestalterisch mitzuwirken und kreative Lösungen zu finden.“ Lennart beschreibt seinen Beruf mit den Worten „schönes Feinsteinzeug, Kleber und Präzision“ und hebt die Bedeutung von Genauigkeit und handwerklichem Geschick hervor. „Die Arbeit klingt einfach, aber sie erfordert viel Geschick und Präzision“, betont er. Besonders bei individuell gestalteten Projekten kann er seine Kreativität voll ausleben. „Wenn man für große Wohnblöcke arbeitet, ist es oft dasselbe, aber bei Einfamilienhäusern und kleineren Projekten muss man kreativ sein und sein gestalterisches Talent rauskitzeln.“

 

Rene von Holten: Kurze Wege – kurze Entscheidung.

Rene von Holten, 19 Jahre alt und aus Hechthausen-Klint (Fliesen Harpain in Klint), wusste schon früh, dass er einen praktischen Beruf ergreifen wollte. Nach der Realschule entschied er sich für eine Ausbildung als Fliesenleger, die er in einem Betrieb in seinem Dorf absolvierte. „Der Betrieb ist bei mir im Dorf, und dann habe ich den kurzen Dienstweg gewählt“, schmunzelt Rene über seine Entscheidung. Dem Ausbildungsvertrag ging noch ein Praktikum voraus, dass gegen ein anderes im Elektrobereich überzeugen konnte. Gut für den Ausbildungsbetrieb, der mit Rene einen praktisch veranlagten jungen Menschen für sich gewinnen konnte.

Beim Fliesenlegen „sieht man, was man macht, das war bei dem anderen für mich nicht so“, erklärt er. Besonders begeistert ist Rene von dem sichtbaren Vorher-Nachher-Effekt, den seine Arbeit mit sich bringt: „Vom Rohbau zum gefliesten Raum oder Obejkt – dieser Effekt ist toll. Man sieht, was man geschafft hat.“

Rene beschreibt seinen Beruf mit dem Handwerkszeug „Fliesenschneider, Fliesenkleber, Schleifer“ und betont die Wichtigkeit von Genauigkeit und Präzision. „Man muss ziemlich genau sein und mit den Händen spüren können, ob das bündig ist. Man muss auch darauf achten, ob die Fliesen millimetergenau gleich sind“, erklärt er. Auch Rene plant, zunächst Berufserfahrung zu sammeln, bevor er sich überlegt, ob er sich eines Tages selbstständig machen möchte. „Alles kann, nix muss,“ schiebt er hinterher.

 

Vom Neuanfang in Deutschland zum Fliesenleger mit besonderem 3D-Talent

Abbas Haidari aus Beverstedt ist 39 Jahre alt (Rainer Schönenborn Fliesenlegebetrieb Schiffdorf) und hat alles auf Anfang gesetzt. Nachdem er 2016 aus Afghanistan nach Deutschland kam und hier eine neue Existenz aufgebaut hat, schlummert in ihm immer der Wunsch, nochmal was „handfestes“ zu machen. „Was in der Hand haben, einen echten Abschluss machen. Dafür ist es nie zu spät,“ entschied er und ließ diesen Wunsch weiter erwachen.

Nachdem er in seiner Heimat Wohnungen renoviert hatte, entschied er sich, auf den Rat eines Nachbarn zu hören: „Er hat mir gesagt, Fliesenleger wäre gut für mich“, erinnert er sich und lässt ein Lächeln in seinem Gesicht aufkommen. Was zuerst fast als Schnapsidee daherkam, entwickelte sich schnell zu echten Absichten. Als Familienvater mit drei Kindern – einer 14-jährigen Tochter, einem 13-jährigen Sohn und einem jüngsten Sohn von 8 Jahren – wagte er den Schritt in die Ausbildung. „In Deutschland gibt es so viele Möglichkeiten, dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt er seine Entscheidung. Besonders stolz ist er auf seine Spezialisierung auf 3D-Fliesen, die hohe Genauigkeit und handwerkliches Können erfordert. „Ich habe mit 3D-Bildern angefangen und kann das jetzt gut – egal, welche Bilder und Kundenwünsche. Genauigkeit ist hierbei besonders wichtig“, erzählt er.

Für seine Zukunft plant er, weiterhin in seinem Betrieb zu arbeiten und sich in seinem Beruf weiterzuentwickeln. Seine Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Neuanfang in einem fremden Land mit Entschlossenheit und Unterstützung gelingen kann. „Wenn ich alleine arbeite, mich da richtig drin verlieren kann, macht es mir richtig Spaß“, sagt er über seine tägliche Arbeit.

 

Ein Abend des Feierns und der Anerkennung

Die Freisprechungsfeier 2024 endete in einer festlichen Atmosphäre, in der die neuen Gesellen die Möglichkeit hatten, ihre Erfolge mit Familie, Freunden und Ausbildern zu feiern. Die Veranstaltung bot Raum für zahlreiche Gespräche, bei denen die frisch gebackenen Gesellen ihre Geschichten teilen und die Unterstützung ihrer Familien und Ausbilder würdigen konnten.

Mit dem offiziellen Teil hinter sich, blickten die Absolventen nun auf die Herausforderungen der Zukunft. In dieser Stimmung des Aufbruchs und der Zuversicht endete die Freisprechungsfeier und entließ die neuen Gesellen in eine hoffnungsvolle Zukunft.

 

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Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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