Freisprechung Land- und Baumaschinentechnik 2024

Startklar für die Zukunft: 66 Mechatroniker für Land- und Baumaschinentechnik feierlich freigesprochen

Fotos: Christian Boldt

26.01.2024, Schützenhof Ahlerstedt. Von der Elbe bis zur Weser gibt es nun 66 neue Mechatroniker für Land- und Baumaschinentechnik. Im Schützenhof Ahlerstedt wurden diese am 26.01.2024 von der Innung in den Gesellenstand aufgenommen. Unter ihnen wieder einmal drei weibliche Absolventen, die es mit der Männerdomäne aufgenommen haben offiziell mit dabei – neben Vorstand, Lehrern und Prüfungsausschussmitgliedern, Landrat Kai Seefried, der den jungen Handwerkern klar zu verstehen gibt: „Sie sind die Zukunft – wir brauchen Sie!“

Der Obermeister

Peter Brockmann, Grundausbildung abgeschlossen, aber das ist erst der Anfang: Eine Ermutigung für angehende Handwerksgesellen

„Euer Ehrgeiz, eure Ernsthaftigkeit und eure Eigeninitiative haben euch heute hier her gebracht.“ Darauf könne man zu Recht stolz sein, entbinde einem aber nicht davon, sich nun auszuruhen. „Ihr habt eure Grundausbildung absolviert – nicht weniger, aber auch nicht mehr.“ Jetzt ginge es darum, den Werkzeugkasten an Fähigkeiten immer weiter aufzufüllen. Er bittet die Absolventen, Vorbild für die nächsten Azubis zu sein und Grundwerte wie Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme und Respekt vorzuleben, denn „diese sind heute immer häufiger keine Selbstverständlichkeit mehr, was besonders in unseren kleinen und mittelständischen Betrieben zu Konflikten führt.“ Diese Tugenden seien leider immer mehr zur Mangelware geworden, diese „sind nichts uncooles, sondern die Basis unseres Miteinanders. Und wenn Ihr seht, bei einem Kolleg*in gibt es hier noch Nachholbedarf, dann schaut doch mal, wie Ihr helfen könnt.“ Mit Blick auf die vor ihm Sitzenden kann er aber nur schlussfolgern „wir (Eltern, Lehrer, Ausbilder, Kollegen, Innung) haben aus einem Haufen wilder Flöhe eine ordentliche Truppe von Junggesell*innen gemacht, die vernünftig arbeiten können.“

Der Lehrlingswart – Der Motor muss laufen.

Kleine Dinge, große Herausforderungen: Ein Blick hinter die Kulissen der Gesellenprüfung und eine Ermutigung für angehende Handwerksgesellen

Manchmal geht es auch um die vermeintlich kleinen Dinge, die am Ende zu den großen Herausforderungen werden, „wie zum Beispiel das Berichtsheft,“ fügt Pape schmunzelnd an. Ende September wird es in dem Bereich immer spannend, wenn 3,5 Jahre Ausbildung, bei dem einen oder anderen auf einen Schlag repliziert werden müssten. Er gibt den Gästen auch einen Einblick in die Gesellenprüfung, die es in sich hat. „Praxis auf der einen und Theorie auf der anderen Seite und dann noch Kombinieren.“ Diese Herausforderung hätten aber alle 66 Prüflinge gut gemeistert, in der praktischen Prüfung ginge es „unterm Strich darum, den Motor ans Laufen zu bekommen.“ Er empfahl den Absolventen, nicht nach einer Work-Life Balance zu suchen, sondern nach einer Live-Live Balance, denn „Wenn ihr euren Job gerne macht und liebt, was Ihr da tut, dann ist es keine Last, sondern eine Freude.“

Der Lehrer und Altgeselle

Uwe Hagedorn: Lehrer mit Herzblut – Handwerk und Demokratie, die beiden Pfeiler unserer Lebenswelt, in den Händen junger Gesellen

Engagement für die Bereiche im Leben, die das Grundgerüst des Alltags ausmachen, das forderte der Berufsschullehrer aus Cadenberge Uwe Hagedorn „Neben der Landwirtschaft ist es auch die Demokratie, die es zu verteidigen galt, „ und verweist auf die vielen Demos der letzten Zeit, „Ihr haltet es auch in den Händen, unsere (politische) Lebenswelt in Deutschland und Europa zu erhalten.“  Altgeselle Wilfried Buck spricht die Azubis frei und macht sie ab dem Moment zu vollwertigen Handwerksgesellen: „Die nun Vorbild für andere sind, Verantwortung tragen und vom Welpen zum Rudelmitglied werden.“

Der Landrat – Statement für das Handwerk

Kai Seefried: Landrat mit Meisterblick – Handwerk und Landwirtschaft als treibende Kräfte für die Zukunft des Elbe-Weser-Raums

Kai Seefried steht beeindruckt vor dem vollgefüllten Saal, der kaum einen Platz übrig lässt „Das ist einerseits ein Zeichen für die Ausbildung und für die Freisprechung, aber auch ein eindrucksvolles Signal FÜR das Handwerk.“ Er kommt mit dem eigenen Handwerks-Meisterbrief im Gepäck zu dieser Veranstaltung und überbringt als Landrat auch stellvertretend für seine Kollegen aus den angrenzenden Landkreisen Grüße an die Absolventen. „Sie sind die Zukunft des Elbe-Weser-Raums.“ Er möchte mit seinem Besuch nicht nur ein Zeichen für die Landtechnik setzen, sondern aus gegebenem Anlass auch für die Landwirtschaft, die gerade aus den Straßen Deutschlands unterwegs sind. „Das sind Ihre Kunden, Freunde, Bekannte – das ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen Säulen des Landkreises Stade und dafür hege ich eine große Solidarität,“ gibt Seefried zu verstehen. 80.000ha und damit 63% der Landkreisfläche Stade ist durch die Landwirtschaft geprägt, es sei an der Zeit, „wieder mehr miteinander, statt übereinander zu reden,“ und dabei gemeinsame Entscheidungen zu treffen. „Die Land- und Ernährungswirtschaft hat eine Zukunft, sie braucht aber eine Zukunft.“ Und hier ist es auch das Handwerk, das eine starke Säule der deutschen Wirtschaft, aber auch eine unabdingbare Säule der Landwirtschaft sei. „Dieser oft familiengeführte Mittelstand ist verantwortlich für den Wohlstand unserer Region.“ Er bittet die Absolventen, nach dem Einsteigen möglichst nicht wieder auszusteigen, „wir brauchen Sie,“ es erwarte die Handwerksgesellen ein Leben voller „Qualität, Verlässlichkeit

Der Bürgermeister

Freisprechung mit Weitblick: Bürgermeister Uwe Arndt über die Bedeutung der Mechatronik in der Land- und Baumaschinentechnik

„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, wer damit aufhört, treibt wieder zurück. Der, der weiter rudert, wird belohnt,“ sagt ein bekanntes Sprichwort und Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt an diesem Abend der Freisprechung. Dabei sieht er auf die rasante Entwicklung des Berufszeig der Mechatronik „Hightech – und das wird so weitergehen, denn die Land- und Bauwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, die auch aus der Technologie und Forschung gelöst werden muss.“  Heute finde man statt Schaltknüppel vermehrt Joystick und KI vor. „Die Menschen brauchen Nahrungsmittel, diese brauchen Landwirtschaft, diese brauchen Landtechnik und diese brauchen wiederum Menschen.“ Damit bedankt er sich bei den jungen Handwerkern, dass sie ihren Lebensweg in die Land- und Baumaschinentechnik gefunden haben.

Die Innungsbesten

  1. Chris Küthner – 84,65
  2. Merle Reyels – 84,29
  3. Marvin Tobias Meyer – 83,76
  4. Lucas Leyse – 83,41
  5. Niklas von Salzen – 83,2
  6.  Jan-Cedrik Schmidt – 82,87

Von der Leidenschaft zur Profession: Chris‘ Weg von der Restauration alter Trecker zum angehenden Techniker und die Liebe zur Herausforderung

Chris Küther, 19, Schiffdorf-Wehden, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Junge Landtechnik GmbH & Co. KG, Geestland

 Alte Trecker restaurieren – das ist in Chris Leben allgegenwärtig, Vater und Großvater tüfteln und schrauben an den Oldtimern und machen sie wieder fahrbar. Für Chris der Startschuss, nach der Schule genau das zu lernen, was er hobbymäßig schon praktiziert. Mit seinem Ausbildungsbetrieb hat Chris nun einen Plan geschmiedet: „Ich mach jetzt erstmal meinen Techniker und dann mal sehen.“ Chris ist akribisch und legt seine eigene Messlatte hoch. „Wenn ich ein Problem nicht sofort lösen kann, grüble ich lange darauf herum. Bisher haben wir aber immer eine Lösung gefunden.“ Das zeigt auch, für diesen Beruf muss man Leidenschaft für komplexe und immer neue Situationen mitbringen, „es wird jedenfalls nie langweilig,“ so Chris, der sich in seinem familiären Betrieb so wohl fühlt, dass er sich dort auch langfristig sieht. 

Von der Entscheidung zur Ausbildung zur Spitzenleistung: Merle’s Weg zur Mechanikerin und baldigen Mutter

Merle Reyels, 21, Oederquart, Heinz-Hermann Appiarius und Söhne GmbH & Co. KG, Wurster Nordseeküste

„Ich will jetzt eine Ausbildung machen,“ so wachte Merle eines Morgens auf und schloss mit einem weiteren schulischen Werdegang für sich ab. Diese Eingebung ließ sie nun 3,5 Jahre später als eine der Besten ihres Jahrganges in Ahlerstedt mit ihrem Gesellenbrief in der Hand stehen. Dass es sie in den Mechanischen Bereich verschlug, war anfangs gar nicht so klar und ähnelte eher einer Lotterie. „Ich habe mich auf alles Mögliche beworben. „Mein Freund ist auch Land- und Baumaschinenmechatroniker und da ich aus der Landwirtschaft komme, verdichtete sich die Berufswahl schlussendlich hier hin.“ Dem doch männerlastigen Beruf begegnete die junge Mechanikerin mit einer entspannten Grundhaltung: „Ich komme eh oftmals besser mit Männern klar, schnattern und rumgezicke habe ich damit umgehen können,“ schmunzelt die 21-Jährige. Und wenn es doch mal zu „schwer“ wurde, „hilft man sich im Team, egal ob Männlein oder Weiblein.“ Im April wird sie zum ersten Mal Mutter und sieht ihrem Lebensweg einen Schritt nach dem anderen hoffnungsvoll entgegen. Im Sommer geht sie dann doch nochmal zur Schule, danach lässt sie das Leben auf sich zukommen.  





Leidenschaftliches Schrauben: Marvins Weg vom zum Handwerksmeister und die Freude an Herausforderungen im Technikbereich

Marvin Meyer, 20, Cadenberge, Land- und Baumaschinenmechatroniker, New-Tec West Vertriebsgesellschaft für Agrartechnik mbH, Cadenberge

  „Irgendwie habe ich schon immer an allem rumgeschraubt,“ beschreibt Marvin als er überlegt, wie es beruflich so kommen konnte, denn mit „Landwirtschaft hab ich eigentlich gar nix am Hut.“ Im KFZ-Bereich fehlten ihm allerdings die „Hydraulik, Pneumatik und technische Dinge, die mich am meisten interessierten.“ Nach 3,5-jähriger Ausbildung geht er jetzt über den Gesellen zum Meisterbrief. Was ihm an seinem Job besonders reizt, ist die Unvorhersehbarkeit, denn „kein Tag ist wie der andere, kein Kundenfall gleich, das macht besonders viel Spaß und kitzelt in den Fingern.“ Wer Marvin in den Beruf folgen möchte, sollte nach seiner Meinung „eine schnelle Auffassungsgabe haben und körperlich belastbar sein – wer keinen Bock hat auf Arbeiten ist hier glaube ich falsch.“ Genau diese Auslastung ist es, die durchweg das Handwerk zu dem macht, was es ist und was er und seine Kollegen besonders schätzen „man weiß einfach, was man geschafft hat, das ist eine Arbeit, die Sinn macht.“ Dieses Gefühl von Stolz erfüllt Marvin besonders, wenn „man nach einer Motorinstandsetzung den Zündschlüssel dreht und das Fahrzeug wieder anspringt.“ Dann huscht ihm schon beim Erzählen ein Lächeln übers Gesicht.


Vom Hof zum Hörsaal: Lukas‘ Weg von der Landarbeit zum Technikstudium und der Traum vom eigenen Hof in Kanada

Lukas Leyse, 20, Drochtersen, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Nagel Landmaschinen GmbH, Drochtersen-Hüll

Bereits mit 15 Jahren hat Lukas auf einem Hof in Drochtersen mit angepackt und bemerkt: „Ich muss was tun, in Bewegung bleiben macht mich zufrieden.“ Autos waren ihm dann aber zu langweilig, da lag es für ihn nahe, in die Branche für Landtechnik zu gehen. „Man sieht kaum etwas ein zweites Mal, der Berufsalltag ist unvergleichlich umfang- und abwechslungsreich.“ Lukas drückt jetzt nochmal die Schulbank, macht sein technisches Abitur und wandert dann weiter zum Studieren Richtung Maschinenbau. Alles, um seinem kleinen Traum von der Farm in Kanada näher zu kommen: „Ich darf ja mal träumen und als Farmer und Maschinenbauingenieur auf seinem eigenen kleinen Hof am anderen Ende der Welt – das wäre schon was.“ Mit dem ersten Schritt des Gesellenbriefes hat Lukas damit bereits einen ersten Grundstein gelegt. 

Vom Spielen in der Werkstatt zur Berufung: Niklas‘ Weg zum Land- und Baumaschinenmechatroniker

Niklas von Salzen, 20, Grasberg, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Fricke Landmaschinen GmbH 

Niklas Werdegang zum Land- und Baumaschinenmechatroniker ist schon fast beispielhaft. Von klein auf „war ich in der Landwirtschaft unterwegs, mein Vater ist auch Landmaschinenschlosser und hat mir mit 10 Jahren schon das Schweißen beigebracht.“ Da ist es wenig verwunderlich, dass Niklas in seine Fußstapfen tritt. „Trecker, Dinocars, konstruieren, bauen, reparieren – das war neben der Schule an der Tagesordnung.“ Genauso umfangreich, wie sein Repertoire vor der Ausbildung beschreibt er auch die Aufgaben in seinem Job: „Nichts gleicht dem anderen, der Job ist umfangreich, technikbasiert und kollegial,“ denn teamfähig sollte hier jeder sein, „eigentlich ist man oft für sich, aber ohne einander geht es auch nicht,“ beschreibt Niklas. Nach ein paar Monaten des Gesellenlebens strebt Niklas nun den Servicetechniker an und danach blickt er fest Richtung Meisterbrief. „Klar ist, dass ich der Branche treu bleibe.“

Vom Warten zum Erfolg: Jan-Cedric’s Weg vom landwirtschaftlichen Betrieb zum zufriedenen Handwerksgesellen

Jan-Cedric Schmidt, 21, Geestland, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Bredehöft & Partner GmbH Landwirtschafts- u. Umweltservice Geestland.

Das Warten hat sich gelohnt für Jan-Cedric, denn er hat für den Ausbildungsplatz bei seinem Lehrbetrieb noch ein Jahr Schule in Kauf genommen: „Aber dann ging es los bei Bredehöft. „Jetzt bleib ich hier und mache vielleicht noch meinen Meister.“ Der junge Handwerksgeselle kommt selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und ist jetzt gut gewappnet für Herausforderungen. „Ich habe immer schon viel mit rumgeschraubt, jetzt steckt da noch ein bisschen mehr Fundament hinter. „In diesem Job weiß man nie, was kommt, daher ist er besonders abwechslungsreich.“ Und das ist ihm das Wichtigste: „Es sollte nie das gleiche sein, aber das wird wohl auch nicht passieren,“ schmunzelt er. Handwerker sucht er in seiner Familie vergeblich, sind diese doch eher in der Landwirtschaft tätig, aber „das ergänzt sich super, mein Bruder ist Landwirt, ich Mechatroniker.“ Für Jan-Cedric ist klar, er bleibt in seiner Branche, die ja nicht ganz so fernab von seiner Kinderstube ist. 

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Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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