Fotos: https://drive.google.com/drive/folders/1QFtStpdzTGT2AvZnmaY3upV9poOBCkl0?usp=sharing
28.01.2022, Technologiezentrum des Handwerks (TZH) Stade. „Es ist mal wieder eine andere Freisprechung, als wir sie kennen, dennoch schmälert das nicht euren Erfolg“, startet Obermeister Schröter in die kleine Festivität. „Heute sind wir froh, dass wir die allermeisten durch die Prüfung bringen konnten – ein Prüfling musste wegen einer Coronainfektion abbrechen und lernt nun nach“, resümiert er und fasst bei jeder Einzelgruppe weiter zusammen: „Die Menschen sind müde von der Pandemie – wir auch – aber wir werden nie müde sein, EUCH, unseren Nachwuchs, in Eure Zukunft zu begleiten.“ In kleinen Runden bekamen die jungen Handwerker*in ihren Gesellenbrief, ihr Abschlusszeugnis und Glückwünsche überreicht.
„Sie als Anlagenmechaniker*in sind Fachkräfte par excellence. Mit Ihrem Wissen bieten sie einen bunten Blumenstrauß aus Fähigkeiten. Bleiben Sie hellwach! Spezialisieren Sie sich, Bilden Sie sich weiter!“ sagt Schröter. Diese Ausbildung sei wohl die am meisten unterschätzte im Handwerk – „…die meisten Azubis lernen die Komplexität und das breite Spektrum des Berufsbildes in der 3,5-jährigen Ausbildung kennen und kommen oft an ihre Grenzen“, so Lehrlingswart Frank Beinl. Dieser Beruf stünde ganz besonders im Zeichen des Wandels und der Beweglichkeit. Wissen müsse ständig erneuert und ausgeweitet werden.
Das musste auch Annika Matthiessen aus Hollern-Twielenfleth erkennen, denn die junge Anlagenmechanikerin ist eher im Vorbeigehen in den Beruf gestolpert:
Was Leichtes gesucht – was Anspruchsvolles gefunden. Abiturientin ist jetzt Anlagenmechanikerin.
„Ich hatte klassische Torschlusspanik nach meinem Fachabitur – ich stand ohne was da – ich habe etwas gesucht, was leicht ist und wo man auf jeden Fall noch etwas bekommt. Ich fand SHK dann als Berufsbild extrem interessant.“ Die 23-Jährige hat dann gesehen, dass im Bereich der SHK noch viele Ausbildungsplätze frei waren und hat sich in das Abenteuer gestürzt. „Damals dachte ich, dass es leicht wäre. Jetzt kann ich sagen, dass ich die Ausbildung deutlich unterschätzt habe. Die Inhalte sind sehr komplex und vielseitig“. Einerseits schätze sie das an ihrem Beruf sehr, andererseits ist das auch eine Herausforderung. Annika hat schulisch eine Glanzleistung mit einer 1,4 abgelegt und hebt bei ihrer Arbeit besonders die Teamarbeit hervor: „Mit den Kollegen einen Kundenauftrag zu meistern, ist ein sehr gutes Gefühl. Man hat etwas Sinnvolles gemacht, sieht den Fortschritt – das ist Handwerk.“ Die junge Handwerkerin hat im Innungsfachbetrieb Heinz Hermann Müller Ing. (grad.) Haustechnik GmbH, Oldendorf, gelernt.
Helfende Hände mit dem Blick übern Tellerrand
Lehrlingswart Frank Beinl macht den Junggesellen*in nochmals klar, dass sie ihren Kollegen*innen immer eine helfende Hand reichen sollen – auch anderen Betrieben, wenn diese Hilfe brauchen. „Wir sitzen alle in einem Boot – ein Tunnelblick hilft niemandem, am allerwenigsten euch selbst, denn auch ihr werdet mal eine helfende Hand brauchen“.
Energiewende: Nicht ohne uns!
Prüfungsvorsitzender und Altgeselle Lars Decker erhebt die Handwerker dann in ihren Gesellenstand – ohne Handschlag aber mit viel Stolz: „Ohne uns läuft nichts und ohne uns wird auch in Zukunft nichts laufen – die Energiewende, die Innovationen, die rasanten Entwicklungen der Welt – wir sind nicht nur ein Teil davon: Ohne uns wird das alles nichts“, so Decker.
Vom Praktikum zum Ausbildungsplatz – Für den Innungsbesten ist noch lange nicht Schluss.
Jan-Luca Oehlers ruht sich schon am Tag der Gesellenbriefübergabe nicht auf seinen gerade erreichten Lorbeeren aus. Eben noch als Innungsbester seines Jahrganges die Ausbildungsprüfung bestanden und schon plant er seine nächsten Schritte: „Den Meister machen, vielleicht ein Ingenieursstudium“, sagt der 19-Jährige. Nachdem er seinen Realschulabschluss in der Tasche hatte, zog es ihn ins Handwerk: „Mein Nachbar hat mich da gut beraten und mir den Beruf schmackhaft gemacht. Hat geklappt, würde ich sagen,“ so der Drochtersener. Besonders im Gedächtnis gelieben ist ihm eine Großanlage, die er gemeinsam mit seinen Kollegen installieren durfte: „Die Komplexität und die Dimension – das war schon beeindruckend und toll kennenzulernen und: Besonders lehrreich.“ Oehlers lernte im Innungsfachbetrieb Jan Baumgartner GmbH & Co. KG, Drochtersen.
Schröter verabschiedet die letzte Gruppe in den verdienten FEIERabend: „Mit dem Gesellenbrief haben Sie nun das Basiszertifikat in der Hand – nun heißt es, Spezialist in Ihrem Fachbereich zu werden – ob Heizungs-, Sanitär- oder Klimatechnik – die Kunden zählen auf Sie.“
Brettmontage/Gesellenstück von Jan-Luca Oehlers aus der Gesellenprüfung