Freud und Leid dicht beieinander – Großes Interesse an Ausbildung, dennoch zu wenig Fachkräfte bei den Tischler*innen.

Stade, 8.11.22. Die Tischler-Innung lädt zur Versammlung – und viele Handwerker*innen folgen dem Aufruf, ins BauErlebnisHaus der Firma J. Lindemann Stade zu kommen. „Wir haben viel zu besprechen“, startet Obermeister Jörg Klintworth in die Zusammenkunft, denn „die Welt dreht sich im Schweinsgalopp und wir kommen kaum noch hinterher.“ An diesem Nachmittag hatten die Vertreter des Tischler-Handwerks viele gute, aber auch viele sorgenvolle Worte zu wechseln. Zu Beginn bat Friedrich Witt, Geschäftsführer der Firma Lindemann, um Gehör und stellte eindrucksvoll die Geschichte und Philosophie seines Betriebes vor. „Heute bekommt das Wort Flexibilität eine ganz andere Tragweite. Wir müssen teilweise im Wochen-Rhythmus auf neue Situationen reagieren.“ Und dabei meint er nicht nur sich und die administrativen Köpfe, „unsere Mitarbeitende am Bau müssen immer schneller mit neuen oder veränderten Aufgabenbereichen klarkommen“, beschreibt Witt. Neben betriebswirtschaftlichen Dingen lenkt Witt den Fokus aufs soziale Engagement,  intern – aber auch über betriebliche Grenzen hinaus für seine Heimat: „Wir wollen den Schwächsten in unserer Gesellschaft etwas zurückgeben.“ So kommen viele Tausende von Euros jährlich durch den Verkauf der Stader Wimmel-Produkte zusammen, die dann an Institutionen gespendet werden.

Friedrich Witt stellt seinen Betrieb vor und stellt sich gerne, gemeinsam mit den Handwerkskolleg*innen, der Diskussion um die aktuelle Lage mit Blick auf die Zukunft.

„Was macht ihr, wenn immer weniger Menschen Handwerk machen wollen?“, fragt Klintworth provokativ an Witt. „Solange es uns allen noch so gut geht, wird es dafür keine Lösung eines Einzelnen geben,“ prognostiziert Witt. Dieses Problem werde die Volkswirtschaft lösen müssen, bis dahin heißt es: „Improvisieren, Lösungen finden, Digitalisierung nutzen und sich immer wieder neu erfinden. Schlussendlich kommen wir auch nur gemeinsam weiter – wir sind auch unter uns Tischlerkollegen auf Kooperationen angewiesen.“

Was dann verwundert, ist der Blick auf die Zahlen der Ausbildungsklassen. Rudolf Mundt, an dem Tag krankheitsbedingt nicht anwesend, lenkt den Blick mit seinen zugesandten Worten nochmals an die anwesenden Betriebsinhaber*innen: „Wir haben an der BBS zwei volle Klassen! Wir starten mit 44 Schülerin in das erste Jahr der Berufsausbildung und am Ende kommen manchmal nur 15 bei rum. Das geht nicht!“. Mundt bat um noch mehr Initiative bei der Ausbildung, denn viele der Erstklässler bekommen für das zweite Jahr keinen Platz. „Das ist meckern auf hohem Niveau“, so Obermeister Klintworth. Einerseits haben wir einen Fachkräftemangel, andererseits lassen wir bei der Ausbildung zu viele liegen.“ Da müsse nachgesteuert werden, so Mundt.

Für seine langjährige Tätigkeit als Lehrlingswart der Innung, erhielt Ricardo Schmorl (Tischlerei Schmorl, Hollern-Twielenfleth) den Ehren-Meisterbrief von Obermeister Jörg Klintworth überreicht.

Zweiter Lehrlingswart der Tischler-Innung Stade Ricardo Schmorl hat sein Amt nach vielen Jahren nun aus persönlichen Gründen niedergelegt. Dafür durfte der Tischler-Vorstand drei neue Engagierte in seinen Reihen begrüßen. In dem Erweiterten Vorstand finden nun Thilo Klintworth (Jörg Klintworth Tischlerei, Helmste), Jörg Kresken (Tischlerei Kresken, Stade) und Lars Mirkens (Tischlerei Mirkens, Buxtehude-Hedendorf) einen Platz. Als Beisitzer für den engen Vorstand konnte Dirk Holtusen (Tischlerei + Zimmerei  Manfred Hölting, Burweg gewonnen werden.

Der übrige Vorstand blieb unverändert besetzt und verbleibt die kommenden 4 jahre in dieser Konstellation:

  • Obermeister u. Obmann f. Betriebswirtschaft: Klintworth, Jörg, Helmste
  • Obermeister u. Obmann tarifl. Fragen u. Kassenwart: Schröder, Bernd, Ahlerstedt-Ottendorf
  • Lehrlingswart: Mundt, Rudolf, Oldendorf
  • Schriftwart, Obmann f. Betriebs­Technik und Öffentlichkeitsarbeit: Kammann, Jan, Fredenbeck-Wedel

 

Kreishandwerkerschaft Stade
Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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