Kai Seefried | Stader Landratskandidat 2021 | zu Besuch im Rathaus des Handwerks. Im Gespräch mit Kreishandwerksmeister + Tischlermeister Jörg Klintworth und Hauptgeschäftsführer Detlef Böckmann.
Anfang Juni haben sich viele Obermeister der Stader Innungen zu Wort gemeldet: „Der Markt brennt. Material, wie Holz, Kupfer oder Kunststoffe sind schwer zu beschaffen oder teilweise zu horrenden Preisen zu bekommen“, brachten die Handwerker auf den Punkt. Stader Landratskandidat Kai Seefried, selbst Tischlermeister, griff zum Telefonhörer und klingelte im Rathaus des Handwerks für einen Gesprächstermin durch.
„Die Marktentwicklung schien zu Beginn zwar ungewöhnlich zu sein, am Ende sind veränderte Preisentwicklungen aber ein natürlicher Prozess in einer sozialen Marktwirtschaft“, so Seefried zur Lage und weiter: „Preissteigerungen hat es in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gegeben, jedoch langsam und peu a peu. Jetzt zeigt sich jedoch eine extrem dynamische Veränderung in einem sehr kurzen Zeitraum“.
Jörg Klintworth fordert das Einwirken der Politik und fragte nach: „Was kann man seitens der Politik machen oder müssen wir uns und unsere Kund*innen an die Preise gewöhnen?“ fragt er Seefried direkt und erklärt weiter, dass auch der Staat mit vielen Baumaßnahmen Kunde des deutschen Handwerks sei – müssten erst Neubauten und Instandsetzung öffentlicher Objekte der Stillstand drohen, damit sich was bewege?
Zwei Stunden und zwei Ideen.
Die Runde um die drei Männer diskutiert über zwei Stunden was die aktuelle Lage derzeit mit sich bringt und was die Prognose für die Zukunft bereithält.
„Zusammenfassend können wir sagen, dass die Thematik in den letzten Wochen massiv unterschätzt wurde – auch die Konsequenzen, die es nachziehen wird.“, so Seefried und gibt einen weiteren Blick: „Der Staat wird mit Maßnahmen, wie z.B. mit einem Exportstop, nicht eingreifen können und dürfen. Wir leben, glücklicherweise, in einer sozialen Marktwirtschaft und da gilt das Prinzip: Angebot und Nachfrage. Dennoch müssen wir den Unternehmen unter die Arme greifen und die Auswirkungen auffangen. So spricht Seefried von weiterer Kurzarbeit und finanzieller Unterstützung. „Damit werde ich in die nächsten Gespräche mit politischen Vertretern gehen und das Thema als besonders eilig titulieren“, verspricht Seefried.
Wie kommt der plötzliche Materialmangel zustande?
„In Zeiten der Pandemie waren einige Teile im Handwerk bereits schwieriger anzuschaffen, dennoch musste man bis dato erstmal „nur“ mit längeren Lieferzeiten und normalen Preisschwankungen rechnen“, erklärt HGF Detlef Böckmann. Vergleichen könne man die jetzige Situation in Teilen vielleicht mit der Zeit nach der Wiedervereinigung ab 1989. Doch heute leben wir in Europa und weltweiten international florierenden Handel. Zudem wird Holz hier in Deutschland in Teilen „nur“ umgeschlagen und geht weiter über den Atlantik. So bekäme man den Eindruck „die Häfen lägen voll mit Holz“ und der Ruf nach einem Exportstopp wird lauter – ein Bild, dass auf einem Irrtum beruht. Natürlich gibt es auch Profiteure der Lage – die Holzwirtschaft oder Material Vertriebler haben viele Jahre von recht humanen Preisen gezerrt – nun ergreifen sie die Chance, ihre Produkte an den Meistbietenden zu verkaufen.
Pandemie oder Pattsituation?
Das Handwerk hätte die Corona Pandemie bisher gut überstanden, so Detlef Böckmann und erklärt weiter: „Rückblickend seien viele mit einem blauen Auge davongekommen. Kurzarbeit wurde nur in Maßen wirklich benötigt, fast alle konnten weiterarbeiten, und haben so, als systemrelevant, den Alltag vieler am Laufen gehalten. Materialbeschaffung lief durchweg gut mit geringen Engpässen hier und da. Die Anzahl der Ausbildungsverträge sind bei uns im Bereich der Kreishandwerkerschaft Stade von 2019 auf 2020 um 6% gestiegen und 2021 könnte es nochmals einen Zuwachs geben. Die jetzige Situation der Materialknappheit hat nicht primär mit der Pandemie zu tun. Aus verschiedensten Gründen kaufen andere Länder, besonders USA und China, Material aus der ganzen Welt zu hohen Preisen auf. Das führte und führt auch zu Hamsterkäufen in Deutschland und regional – was die Situation noch weiter verschärft. Die Pattsituation werden wir im Herbst und die kommenden Monate bis ins nächste Jahr spüren, wenn der internationale Handel so weiter machen sollte“. Klintworth knüpft an: „Aufträge werden verschoben werden müssen, Verträge können nicht eingehalten werden, Gewerke sind voneinander abhängig. Wenn der Dachstuhl nicht steht, kann der Elektriker nicht arbeiten und und und. Privatpersonen könnten die Situation vielleicht noch auffangen – zeitlich – doch wenn die Schule, Kita, Wohnungsbau, Krankenhäuser oder Pflegeheime auf sich warten lassen, haben wir ein gesamtgesellschaftliches Problem.“
Müssen wir uns an die Preise gewöhnen?
„Vermutlich müssen wir das“, zumindest für eine gewisse Zeit, bis sich die Lage international wieder entspannen wird. Der Preis wird sich vermutlich nie wieder an die Zeit davor anpassen“, vermutet Seefried und sagt weiter: „Bis dahin müssen wir sehen, welche Maßnahmen wir politisch ergreifen können, um die Unternehmen zu unterstützen und wie wir die Nachwirkungen bereinigen.“, resümiert Seefried und bleibt vorsichtig optimistisch. „Das Handwerk ist Deutschlands Wirtschaftsmotor und muss international konkurrenzfähig bleiben – dafür müssen wir sorgen. Geht es dem Handwerk gut, geht es den Menschen in unserem Land gut. Damit das so bleibt, werden Politik und Handwerk eine angemessene Lösung finden müssen – auch im eigenen Sinne!“
Jörg Klintworth und Detlef Böckmann hoffen nun auf schnelle, durchdachte und entschiedene Hilfe und Rückmeldung seitens der (Bundes-) Politik, denn dort „sei es immer noch verdächtig still, wenn es um das Thema Materialknappheit“ ginge, so Klintworth zum Abschluss.