Qualifiziert fürs eigenverantwortliche Arbeiten. Jetzt kann es auf die Kunden los gehen. 64 Land- und Baumaschinenmechatroniker*innen für den Elbe-Weser-Raum freigesprochen.

Ahlerstedt, 27.01.2023. Schützenhof. Die Innung für Land- und Baumaschinentechnik Stade für den Elbe-Weser-Raum lädt zur Freisprechung. Rotenburg’s Landrat Marco Prietz lässt sich ebenso wenig bitten wie sein Uwe Arndt, Bürgermeister der Gemeinde Ahlerstedt. Immerhin heißt es heute 64 neue Land- und Baumaschinenmechatroniker*innen „ab morgen als Gesell*innen auf die Kunden loszulassen,“ sagt Obermeister Peter Brockmann mit Stolz. Nach zwei Jahren der Abstinenz kamen an diesem Freitagnachmittag Absolvent*innen, Prüfer, Lehrer und viele Wegbereiter in die Räumlichkeiten des Schützenhof Ahlerstedter zusammen, um die jungen Handwerker zu ehren. 14 von ihnen haben mit Bestleistungen bestanden. Die drei Besten kommen mit einer Gemeinsamkeit um die Ecke: Alle haben bei Bredehöft + Partner in Lintig gelernt – und bescheren dem Ausbildungsbetrieb einen dreifachen Medaillensegen.

Nicht uncool sondern ein unabdingbares Fundament: Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme und Respekt

Peter Brockmann, Obermeister der Innung für Land- und Baumaschinentechnik Stade für den Elbe-Weser Raum – (umfasst das gesamte Elbe-Weser-Dreieck mit den Landkreisen Stade, Cuxhaven, Rotenburg, Osterholz und Verden), startet in die Veranstaltung. „Unsere Lehrlinge werden in der Grundstufe an fünf Schulstandorten beschult. In der Fachstufe werden sie an den drei Standorten Stade, Cadenberge und Zeven unterrichtet.“ Sie hätten in 42 Monate den geilsten Beruf des Handwerks gelernt: „Ihr seid universell ausgebildet und einsetzbar wie ein Schweizer Taschenmesser – von Elektronik, Hydraulik über Mechanik, Metallbau, Pneumatik zu Motorentechnik und Diagnose seid Ihr ab heute die Macher des Handwerks, die so manch anderen Berufen bei Lösungen helfen und unterstützen können.“ Damit sei die Kiste nun halb voll und der Rest käme jetzt, denn: „Unser Beruf ist in einer stetigen Entwicklung, die Technik wird zunehmend komplexer und der Hammer wird mehr und mehr durch das Multimeter und Diagnosesoftware abgelöst.“

Prüfungsausschussvorsitzender Jörn Grothmann bei der Übergabe der Dokumente. Er verweist nochmals mit Blick auf das Gruppenbild in der Übergabemappe: „Es geht nur im Team – im Beruf und im privaten Leben.“

Hinter jedem Lob steckt immer auch eine Warnung. Die Gesell*innen sollen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen: „Seid Euch bewusst, dass Ihr mit dem heutigen Tag eure Grundausbildung absolviert habt. Nicht weniger – aber auch nicht mehr.“ Er bittet auch, der nächsten Generation die wichtigen Tugenden Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme und Respekt vorzuleben. „Leider häufen sich immer mehr die Gespräche, in denen es an genau diesen Dingen fehlt.“ Und das hätte auch Konsequenzen für das gesamte Team und den Betrieb. „Wir müssen den kommenden Lehrlingen klar machen, dass diese traditionellen Tugenden nichts „Uncooles“ sind, sondern das Fundament der Betriebe im Handwerk und damit auch das Fundament Ihrer eigenen und unserer aller Zukunft,“ beendet der Obermeister seine Ansprache.

Bei der Prüfung gilt: Wenn der Motor läuft – läuft’s.

Lehrlingswart Andreas Pape hatte die ehrenhafte Aufgabe, die Azubis von ihren Rechten und Pflichten freizusprechen. Er lässt die letzten 3,5 Jahre Revue passieren und betont schnippisch: „Sie waren der erste Jahrgang, bei dem das Thema -Berichtsheft schreiben- kein großes Drama war (einige wenige ausgenommen),“ und blickt dabei in schmunzelnde Gesichter. Auch die Prüfungen Anfang des Jahres hatten es in sich: „Wenn dann die Dichtigkeitsprüfung ansteht und kein Öl in die Höhe schießt, sind wir alle erleichtert und glücklich,“ beschreibt Pape das Prozedere. Seine Diagnose: „Gut gemacht und weiter so.“

Männer: Da kommt was auf euch zu! Und das ist gut so. Immer mehr weibliche Azubis bei den LAMAs

Cadenberge’s Oberstudiendirektor Uwe Hagedorn spricht stellvertretend für alle Berufsschullehrer. „Ihr habt es alle geschafft,“ dass das so schnell geht, das hat wohl am ersten Berufsschultag vor 3,5 Jahren keiner so richtig geglaubt: „Und zack – ist die Ausbildung vorbei. Da kamen die Prüfungen doch für den einen oder anderen schneller als erwartet,“ so Hagedorn. Dieser Jahrgang sei quantitativ und qualitativ beeindruckend: „Wenige Durchgefallene, sehr gute Noten. Das ist die Leistung von Euch, von uns, Euren Wegbereitern und natürlich von den Betrieben.“ Das Zusammenspiel sei am Ende der Garant für diese Leistung. Er dankte allen für die gute Zusammenarbeit. Nach einem beeindruckenden Fachgespräch während der Prüfung mit Ann-Katrin Heinrich, einer der vier weiblichen Absolventinnen, „warnte“ Hagedorn die männlichen Absolventen: „Da kommt was auf euch zu – und das ist gut so!“ und bekräftigt weiter, dass junge Frauen mutig sein sollen und im Handwerk gleichberechtigt willkommen sind.

Duale Ausbildung: International einzigartig und einzigartig erfolgreich.

Rotenburger Landrat Marco Prietz zeigt sich beeindruckt von dem, was er vor sich sieht, als er die Bühne betritt: „Glückwunsch an euch, die ihr so schön vor mir sitzt, in Kleidung, mit der man morgen auch als Landrat anfangen kann,“ steigt er scherzhaft in seine Rede ein. „Sie haben ein duales Ausbildungssystem durchlaufen, das ist international einzigartig und einzigartig erfolgreich.“ Er wagte in seiner Rede auf das System zu schauen, das in Schieflage sei: „Wenn, wie jetzt, die Baby-Bommer peu a peu in Rente gehen, dann sehen wir das bei der Rentenversicherung, aber auch bei der Krankenversicherung und Pflegeversicherung,“ beschreibt Prietz die prekäre, aber nicht überraschende Schieflage und macht klar: „Ich rede ungern von einem Fachkräftemangel –  es ist ein Arbeitskräftemangel, denn wir brauchen alle. Landmaschinenmechatroniker genauso wie den Busfahrer, die Lehrer, Ärzte oder Erzieher – egal – wir brauchen alles in Deutschland.“

Arbeitslosenquote von unter 3 Prozent in unserer Region – nahezu Vollbeschäftigung. Was das heißt?: „Sie verfügen über Perspektiven, über die man sich vor 20 Jahren hätte freuen können.“ Was für das System hier schwierig ist, sei für die Gesell*innen eine nie dagewesene Chance. Wenn die Absolvent*innen, die vor ihm sitzen, sich einigermaßen gut anstellen, „würden Sie mit dem Thema Arbeitslosigkeit vermutlich nie oder nur sehr wenig in Berührung kommen,“ bringt er die Sache auf den Punkt.

Unsere Region, unsere fünf Landkreise, seien getragen von Landwirtschaft und Handwerk. „Das ist unser Fundament. Und auch die Betriebe, familiengeführt – meist über Generationen,“ das sei das Rückgrat unserer Heimat.  Und diese Betriebe bilden aus: „Dafür können wir uns nur einmal mehr bedanken, denn ohne Azubis keine Arbeitnehmer*innen – kein Bruttosozialprodukt – kein Geld, was die Politiker ausgeben können.“ Ein Kreislauf, für den er sich stellvertretend bedankt.  Alles, was wir angehen wollen als Gesellschaft, müssen Menschen ganz praktisch erzeugen, vertreiben, an den Mann bringen oder am Laufen halten: „Und dafür braucht es nicht den nächsten Abiturient*in, der Wissenschaften studiert oder bei Instagram und TikTok rum turnt,“ so würde Leben nicht funktionieren, fasst Prietz zusammen.

Bredehöft + Partner aus Lintig stellt alle drei Jahrgangsbeste

Vl. Junior Dirk Bredehöft rahmt mit Geschäftsführer Michael Bredehöft ihre drei Vorzeige-Gesellen ein. Justus von der Lieth, Laurenz Menke, Tjark Lohmann.

Mit solch einem Prädikat kann sich wohl bisher kaum ein anderes Unternehmen schmücken. Alle drei Podiumsplätze „Jahrgangsbeste“ der Gesellenprüfung 2023 werden von Absolventen der Firma Bredehöft + Partner Lintig besetzt. „Ausbildung ist und bleibt ein Herzensprojekt für uns. Junge Menschen auf ihrem Weg durch die Ausbildung zu begleiten, hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Und wenn es mit diesen guten Leistungen belohnt wird, zeige das einerseits, dass unsere Mühen sich auszahlen, aber auch, dass wir es geschafft haben, dass die jungen Handwerker mit Spaß und Zuversicht ihren Berufsalltag angehen,“ so Geschäftsinhaber Michael Bredehöft. 

#1 Wenn der Beruf eine Berufung ist. Laurenz löst jeden Tag neue Rätsel.

Laurenz Menke kommt aus Bederkesa und ist 19 Jahre alt. Ausbildungsbetrieb Bredehöft+ Partner Lintig

Der 19-jährige ist „mit dem Beruf groß geworden,“ und hat ihn sofort lieben gelernt. Kein Wunder, dass ihn genau diese Leidenschaft zu Höchstformen antreibt. Mit über 90% hat er seine Gesellenprüfung in Theorie und Praxis bestanden und darf sich mit dem Titel „Jahrgangsbester“ schmücken.  Wenn Laurenz seinen Beruf beschreiben soll, fallen ihm „Schön, schön und toll,“ ein und damit sei auch alles gesagt. Jeder Tag ist für Laurenz eine neue Herausforderung, denn: „Keiner ist wie der andere und es gibt immer neue Rätsel zu lösen,“ beschreibt der Tüftler. Und mit diesen Aufgaben geht es für ihn nun in seinem Ausbildungsbetrieb weiter: „Und da werde ich mich jetzt Weiter- und Fortbilden.“

#2 Betriebsnachfolge vorerst gesichert: Tjark geht jetzt nach Hause.

Tjark Lohmann kommt aus Geestland-Flögeln und ist 19 Jahre alt. Ausbildungsbetrieb Bredehöft+ Partner Lintig. Wenn Tjark seinen Beruf in drei Worten beschreiben soll, bleibt er pragmatisch leidenschaftlich: „Einfach – nur – geil.“ Diese Wertschätzung hat er in die Wiege gelegt bekommen. Tjark’s Eltern haben selbst einen Betrieb für Landwirtschaftstechnik (Lohmann Landtechnik Scheeßel). Da wundert es nicht, dass er nach seinem Realschulabschluss in die Ausbildung gestartet ist. Immer das Ziel fest im Blick: „Nach der Ausbildung nach Hause zu gehen, meinen Meister machen und dann mal gucken,“ dabei schielt er sicherlich auf die Betriebsnachfolge, die in ferner Zukunft anstehen könnte. Tjark besteht die Gesellenprüfung ebenfalls mit über 90% und schnappt sich den zweiten Platz in seinem Jahrgang.

#3 Justus macht das tripple voll – Ausbildungsbetrieb stellt alle drei Jahrgangsbeste.

Justus von der Lieth kommt aus Elmlohe und ist 21 Jahre alt.  Ausbildungsbetrieb Bredehöft+ Partner Lintig. Justus ist mit Landwirtschaft groß geworden und war: „Schon immer von der Technik fasziniert.“ Und diese Faszination bekommt er heute jeden Tag zu spüren: „Die täglichen neuen Herausforderungen – das macht richtig Spaß.“ Nach seiner Allgemeinen Hochschulreife und seiner Ausbildung zieht er folgendes Resümee: „Läuft, läuft, läuft.“ Und es läuft so auch weiter. Nach dem Gesellenbrief und der Bronzemedaille in seinem Jahrgang bleibt er im Betrieb und schaut mal wie es noch weiter „Läuft – mal sehen, was da jetzt noch so kommt,“ blickt er entspannt Richtung Zukunft.

Mit Abitur und Gesellenbrief in die Zukunft. Ann-Katrin lässt jetzt alles auf sich zukommen

Ann-Katrin Heinrich ist 22 Jahre alt, kommt aus Wittorf und hat bei Mager und Wedemeyer, Oyten gelernt. Sie ist mit ihren drei weiteren LAMA-Absolventinnen kein echter Exot mehr unter den Junggesell*innen. „Das sah in den vergangenen Jahrzehnten anders aus – mit Glück hatten wir mal eine Dame unter den Azubis,“ beschreibt Obermeister Brockmann das Frauenglück. Ann-Katrin’s Berufswahl ist aber keineswegs abwegig, ist sie doch als Kind quasi in einer Werkstatt groß geworden: „Wir haben selbst eine Werkstatt und da bin ich als Kind schon immer mitgelaufen.“ Heute haben Frauen weniger Hürden zu nehmen, um im Handwerk Fuß zu fassen, es bleibt trotzdem hier und da eine Herausforderung: „Den Anschluss an die Gruppe zu finden, war für mich nicht ganz leicht, hat dann aber funktioniert,“ so die Mechatronikerin. Sie beschreibt ihren Beruf als anspruchsvoll, herausfordernd und „es macht einfach jeden Tag Spaß.“ Für die junge Gesellin geht es nun weiter im Ausbildungsbetrieb – vorerst als Gesellin. Mit einem Abitur und dem Gesellenbrief, als eine der besten ihres Jahrganges, in der Tasche lässt sie die Zukunft jetzt entspannt auf sich zukommen.

Jahrgangsbeste mit Note 2 und besser

Laurenz Menke, Bredehöft + Partner Lintig

Tjark Lohmann, Bredehöft + Partner Lintig

Justus von der Lieth, Bredehöft + Partner Lintig

Marwin Mangels, Jörg Pittschau Mittelstenahe

Philipp Gehlken, Tiemann Landtechnik Sittensen

Michel Bruns, H.J. Lohmann GmbH Scheeßel

Rene Clemens, Dammann Agrartec Frelsdorf

Hendrik Recht, Brockmann Landtechnik Jork

Ann-Katrin Heinrich, Mager und Wedemeyer, Oyten

Dustin Burmester, H. Schröder Landmaschinen Ahlerstedt

Ture Schwarz,  Fricke Landmaschinen Heeslingen

Johannes Gülzau, Harms Landtechnik Heeslingen

Finn Fitschen, Fricke Landmaschinen Harsefeld

Norman Ziemke, Hoth Tiefbau Buchholz

Kreishandwerkerschaft Stade
Kreishandwerkerschaft Stade

Authorin: Kim Katharina Koch, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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